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und ihres geringeren Feuers wegen zum täglichen Genusse, am passendsten sind der Nierensteiner, Laubenheimer, Bodenheimer, Nackenheimer, Bischheimer, Wiesenauer, Schiersteiner, die allerdings auch sehr wohlschmeckend sind.

Unter den wenigen roten Rheinweinen nimmt der schönfarbige, nahe bei Rüdesheim auf blauem Schieferboden wachsende Asmannshäuser, ausgezeichnet durch würzige Milde und edle Geistigkeit, den ersten Rang ein. Ihm folgt der Ingelheimer, der zwar lange nicht so edel als jener, aber, was die Primaqualität guter Jahrgänge betrifft, immer noch eine Delikatesse und dabei sehr gesund ist. Alle roten Rheinweine gehen schnell ihrer Entwickelung und Vollkommenheit entgegen und behalten ihre Güte nicht über 5 Jahre hinaus; ja die geringeren, aus Bacharach, Kaub, Lahnstein, Boppard, Oberwesel, Lorch u. s. w. sind noch weit eher unangenehmen Zufällen ausgesetzt und pflegen deshalb gar nicht verfahren zu werden.

Als Untermainwein ist der Hochheimer aufzuführen. Viele rechnen diesen zu den Rheingauer Gewächsen, was jedoch falsch ist, da Hochheim außerhalb des Rheingaues liegt. Vormals gehörte der Bezirk dem Domkapitel zu Mainz, welches ein Lager der besten und edelsten Gattungen unterhielt und noch heutiges Tages sehen wir den „Hochheimer Dompräsenz“ in den Preiskurants unserer Weinhändler figurieren. Es ist bekannt, daß der Name, „Hochheimer“ oft mißbraucht und viel billigeren Weinen, namentlich aus den Gegenden von Massenheim und Kofheim, beigelegt wird.

Lieblich und sehr gewürzreich sind die sogenannten Frankenweine, nämlich die Weine des Obermains, wovon ein altes lobpreisendes Sprichwort sagt: „Frankenweine, Krankenweine“. Mit Recht; denn sie haben unter allen deutschen Weinen die wenigste Säure und mit dieser vortrefflichen Eigenschaft verbinden die vorzüglichsten Gattungen sanft erwärmende und mild belebende Kräfte, recht viel Geist und einen eigentümlichen, edlen Geschmack.

Empfohlene Zitierweise:
Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/64&oldid=- (Version vom 14.9.2022)