Seite:Die Chronik des Albert von Stade 044.png

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ging, hatte ein Auge, um die Andern zu führen; auf seiner Krone war geschrieben: „Lucius nichtswürdiger Simonist“ und andere Schmähungen. Der Papst aber blieb zu Anagnia.

Um ebendieselbe Zeit[1] haben einige unter den Bremensern, nämlich der Dekan Thiderich, der Custos Hartwich, Seghebod, Abt von Sanct Pauli, Hermann Propst von Bucken, Eilo, Propst von Sanct Willehad und andere, welche der Erzbischof durch Ehrenstellen erhöht hatte, sich gegen denselben verschworen, und sandten den Canoniker Heinrich, genannt Dobelsten, weil er ein Würfelspieler war, an die römische Curie. Da er hier unbekannt war, wußte er sich mit dem Scheine nichtswürdiger Heiligkeit zu umgeben. Aber der Bremer Scholastikus Hinrich trat ihm bei der Curie entgegen und entschuldigte den Erzbischof in genügender Weise, nämlich daß er feines Pelzwerk nicht trage, es sei denn, daß er seine Kleider einem andern gegeben und den Mantel eines Geistlichen oder Ritters angelegt hätte, und daß er nicht mit goldgeschmücktem Geschirr prange, wenn er nicht sein Pferd einem andern gegeben und dasjenige eines Knappen oder Ritters bestiegen hätte[2]. Und ebenderselbe Heinrich hat viele andere leere Anschuldigungen zunichte gemacht.

Während der Kaiser[3] in Erfordia in der Pfalz Hof hielt, unter der sich eine Abtrittsgrube befand, brachen die Balken, acht Fürsten, viele Edelen und mehr als hundert Ritter stürzten in die Tiefe, während keinem Bischof oder Geistlichen etwas zustieß[4]. Der Kaiser ergriff das Fenster und entkam mit Mühe. Ein gewisser Graf, nämlich der mächtige Heinrich von Swarzenborch, stürzte desto tiefer hinab, er, der immer so zu schwören pflegte: „Wenn ich dies gethan oder gesagt habe, will ich in einem Abtritt untergehen!“

  1. Vgl. Dehio a. a. O. II, S. 102.
  2. Diese Entschuldigungen machen mir sehr den Eindruck von Ironie. W.
  3. Vielmehr König Heinrich.
  4. Am 25. Juli 1184.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 044. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_044.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)