Seite:Die Chronik des Albert von Stade 053.png

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wählten Philipp, den Bruder Kaiser Heinrichs, mit Ausnahme des Erzbischofs Adolf von Colonia, welcher mit seinen Anhängern den Herzog von Zaringia wählte; dieser wollte aber nicht annehmen[1]. Daher erwählte er Otto, den Sohn Heinrichs von Bruneswich, mit Zustimmung und Hülfe Richards, Königs von Anglia, seines Oheims, seines Bruders Heinrich und des Herzogs von Brabantia[2]. Otto wird zu Aquisgranum[3], Philipp bei Mogontia[4] gekrönt.

Der Dekan Rodolf von Bremen wurde von einem geringen Zimmermann in Fresia in dem Dorfe Dichusen mit einem Messer durchbohrt und starb in derselben Nacht, nämlich der des heiligen Urban. Bertold, Bischof von Livonia, wird von den Heiden ermordet[5]; an seine Stelle wird Albert, Domherr von Bremen, gewählt. Um ebendieselbe Zeit war Fulco, ein Presbyter in Francien, berühmt durch Zeichen und Wunder[6].

1199. Hartwich, Erzbischof von Bremen, schiffte aus dem Lande der Verheißung nach Venetia und ging von dort weiter nach Bremen; er brachte mit sich Reliquien der heiligen Anna und das Schwert des Petrus, womit er dem Malchus das Ohr abgeschlagen hatte. Die Pilger kehrten wegen des Todes des Kaisers zurück, nachdem sie Frieden mit den Saracenen auf 6 Jahre, 6 Monate, 6 Tage geschlossen hatten. Auf der Rückkehr hatten sie von den Siculern und Apulern viele Unbilden zu erdulden. Philipp und Otto bekämpfen sich gegenseitig tapfer zu großem Nachtheil des Reiches. Richard, König von Anglia, unterstützte seinen Neffen Otto mit Geld, er selbst aber wurde in Pictavia vor einer gewissen Burg von einem

  1. Bertold V († 1218) von Zähringen. Die Wahl erfolgte in Cöln anfang März 1198 durch den Erzbischof und die niederrheinischen Fürsten, denen der Bischof von Straßburg und Graf Albert von Dagsburg beistimmten.
  2. Heinrich.
  3. Am 12. Juli 1198.
  4. Am 15. August 1198.
  5. Am 24. Juli 1198.
  6. Fulco, Pfarrer von Reuilly bei Paris, gewaltiger Volksredner und Kreuzprediger, er starb im März 1202, siehe unten zum Jahre 1202.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_053.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)