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dieselben während des ganzen Mittelalters von Weltpriestern versehen, die das Stift dem Bischofe präsentierte. Nur vorübergehend 1381–1384 und c. 1411 wurde die Pfarre Alland von Mönchen pastoriert. Seit dem Ende des XVI. Jahrhunderts aber besetzte das Stift alle Pfarreien mit seinen eigenen Mitgliedern oder mit Hospitanten aus fremden Klöstern, die sich während der Wirren des dreißigjährigen Krieges nach Heiligenkreuz begeben hatten.

Unter dem Abte Christoph Schäfer (1615–1637) erhielt die Abtei seit langer Zeit wieder einen kräftigen Convent, unter den Äbten Michael II. Schnabel (1637–1658) und Clemens Schäffer (1658–1693) wurde eine musterhafte Disciplin eingeführt, so dass die beiden, dem Cistercienser-Orden angehörigen Schriftsteller Jongelinus und Caramuel y Lobkowitz darüber voll des Lobes sind. Zugleich begann mit diesen beiden Äbten eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstandes, den das kritische Jahr 1683 zwar bedrohte, aber nicht zu vernichten vermochte. Zum zweitenmale musste im genannten Jahre der ganze Convent das Stift verlassen, um der Wuth der Türken zu entgehen, und wie das Jahr 1529 so forderte auch 1683 seine Opfer unter den Brüdern. Einer wurde von den Barbaren in die Gefangenschaft geschleppt, um nie mehr zurückzukehren, ein anderer starb auf der Flucht in einer einsamen Gebirgsgegend Steiermarks, ein dritter erlag den Verletzungen, die er infolge einer Explosion erlitten, und selbst nach der Befreiung Wiens raffte die Pest, welche infolge der verseuchten Luft ausgebrochen war, zwei Mitglieder des Conventes hinweg. Vier volle Jahre dauerte es, bis die gesammten Professen, welche in den österreichischen und deutschen Cistercienser-Abteien eine brüderliche Aufnahme gefunden hatten, wieder in ihrem Professhause vereinigt waren.

Mit dem XVIII. Jahrhunderte begann in den österreichischen Klöstern ein reges künstlerisches Schaffen, und auch Heiligenkreuz blieb nicht hinter den anderen zurück. Ein Altomonte und Giulliani – beide Familiaren der Abtei – arbeiteten im Stifte und für dasselbe und ihnen schloss sich eine Anzahl kunsterfahrener Laienbrüder an, welche, wenn auch nicht immer tadellose, so doch annehmbare Werke schufen. Als Abt Robert Leeb 1734 die Abtei St. Gotthard in Ungarn erworben hatte, eröffnete sich für die Maler und Kunsttischler unter den

Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/11&oldid=- (Version vom 4.8.2020)