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Laienbrüdern ein neuer Wirkungskreis, da alle Gebäude des resuscitierten Stiftes von Grund aus neu errichtet werden mussten.

Mit wenigen Ausnahmen waren es durchwegs tüchtige Männer, aus denen der Convent im XVII. und XVIII. Jahrhundert bestand, daher auch die vielen Lobeserhebungen und ehrenhaften Charakteristiken, welche Höffner, Scheuring und Dony (letztere beiden setzten – wiewohl nur höchst mangelhaft – die Corona fratrum Höffners fort), Seywitz und Doczy über sie bringen. Wir finden unter ihnen streng ascetische Naturen, kindlich fromme Seelen, musterhafte Ordensleute, gelehrte Männer, ausgezeichnete Musiker und erfolgreich wirkende Ökonomen. Leider griffen die josefinischen Anordnungen und Umwälzungen so tief in das innere Leben der Klöster ein, dass es nach zwei Decennien ein ganz anderes Bild darbot; wie sehr aber die alten Mönche, die noch in der vorjosefinischen Periode aufgewachsen waren, das frühere Leben zurücksehnten und den neueingeführten Milderungen abhold waren, ergibt sich aus der nicht vereinzelt vorkommenden Bemerkung: Veteris disciplinae zelator.

Mit dem Beginne des XIX. Jahrhunderts eröffnete sich ein weiteres Feld der Thätigkeit für die Capitularen des Stiftes, als 1802 die gemeinsame theologische Hauslehranstalt für die niederösterreichischen Ordenshäuser in Heiligenkreuz und 1804 das Gymnasium in Wiener-Neustadt gegründet wurde. Heute sehen wir die Abtei im Unterrichte, in der Seelsorge auf 22 Pfarreien, in der Verwaltung ihrer seit 700 bis 800 Jahren zugehörigen Besitzungen beschäftigt, einige Mitglieder derselben sind literarisch thätig – sie beweist, dass der alte Orden von Cîteaux auch in der Gegenwart noch segensreich wirkt und kein abgestorbener Cadaver ist.

Was die chronologische Anordnung betrifft, wurde als Grundlage die Regierungszeit der einzelnen Äbte[1] genommen;


  1. Gegen den bisherigen Usus wurden in der vorliegenden Arbeit nicht 62, sondern 61 Äbte angenommen; der gewöhnlich als zweiter Abt verzeichnete Konrad, Sohn Leopolds III. des Heiligen, später Bischof von Passau und Erzbischof von Salzburg, wurde vollkommen außeracht gelassen, da die Urkunden seiner angeblichen Wirksamkeit in Heiligenkreuz widerstreiten und diese nur mit Rücksicht auf die Tradition des Hauses aufrechterhalten werden kann. (Cf. Xenia Bernardina.) Jedoch ist auch diese Tradition erst jüngeren Datums, im XIII. Jahrhundert war sie im Stifte selbst unbekannt.
Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/12&oldid=- (Version vom 4.8.2020)