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erscheint mit mehreren Mitbrüdern (Nr. 101–103) 1267 als Zeuge in der Stiftungsurkunde der Kirche von Penzing bei Wien. In der Biographie der Recluse Wilbirgis von St. Florian wird er als ein feuriger Redner geschildert, als ein Mann, der bei seinen Mitbrüdern und Ordensgenossen äußerst beliebt war (in suo gradu et ordine omnibus acceptissimus) und beim Volke in hohem Ansehen stand (cuius erat honorabile nomen in populo). Zur Recluse Wilbirgis stand er in enger Beziehung; jedoch wirft dieser Verkehr einen starken Schatten auf seine sonst glänzende Persönlichkeit, denn bei einem Besuche soll er sie einst zu entführen versucht haben. Im Orden aber wurde an einen derartigen Versuch nicht geglaubt; der Abt Walther von Baumgartenberg, ehemals Profess von Heiligenkreuz, nahm vielmehr seinen früheren Mitbruder gegen einen derartigen Verdacht thatkräftig in Schutz, und bald darauf wurde Gutolf sogar als Abt nach Marienberg in Ungarn postuliert. Es entsteht hier die Frage, wann er daselbst Abt gewesen ist. Der erwähnte Besuch bei Wilbirgis fällt in die Regierungszeit Walthers von Baumgartenberg (c. 1267–1273); seine Postulation kann also erst nach 1267 stattgefunden haben. Da aber bereits am 1. Sept. 1280 Sighard als Abt von Marienberg erscheint (Fontes rer. Austr., Dipl. et acta III. 272), war seine Regierung schon vor diesem Datum abgeschlossen. Nach der Biographie der Wilbirgis wurde er seiner äbtlichen Würde entsetzt, nach anderer Angabe resignierte er. Er begab sich dann für einige Zeit außer Landes, kehrte aber später wieder in sein Professkloster zurück und erscheint, ohne ein Amt zu bekleiden, in den Jahren 1284 und 1285 auf stiftlichen Urkunden. 1293 lebte er noch; denn in diesem Jahre begab er sich mit seinem Freunde Rapoto, dem damaligen Abte von Baumgartenberg, nach St. Florian, um das Grab der Wilbirgis zu besuchen. Hochbetagt und erblindet dürfte er c. 1300 gestorben sein. Er war ein feingebildeter Mann von großer Belesenheit und ein ausgezeichneter Kenner der lateinischen Sprache, wie seine Werke beweisen. Von seinen Schriften besitzt die Stiftsbibliothek folgende:

1. Vita S. Bernardi (Cod. 167, 1a–39b). P. Theophil Heimb gab dieses in eleganten Hexametern abgefasste Werk 1743 mit einem ungemein weitläufigen Commentar in Druck (cf. Nr. 659).

Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/26&oldid=- (Version vom 4.8.2020)