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Vorwort.

Am 21. März 1898 waren acht Jahrhunderte verflossen, seit der heil. Robert von Molesme mit zwanzig Gefährten im sumpfigen Thale von Cîteaux das „neue Münster“ gründete, das „die Mutter von uns allen“ werden sollte. Einflussreich und mächtig wie kein anderer war der Orden, der in dieser neuen Gründung seinen Ursprung hatte; seine Niederlassungen erstreckten sich über die gesammte christliche Welt, vom Tajo und Ätna bis zu den Felsküsten Nordschottlands und den Fjorden Norwegens, von den Ebenen des grünen Erin bis zum Peipussee und zu den Glutwüsten Syriens, überall, wohin er kam, pflanzte er das Banner der christlichen Cultur und Civilisation auf. Und jetzt! Cistercium occidit! Die Stürme der religiösen und politischen Revolutionen haben den einstmals kräftigen Baum entblättert und zerrissen, und nur wenige Abteien haben sich in ununterbrochener Dauer seit ihrer Gründung bis auf den heutigen Tag erhalten, als beredte Zeugen der einstigen Größe und Herrlichkeit.

Durchwandern wir die herrlichen Münster und Kreuzgänge, mustern wir die reichhaltigen Bibliotheken dieser alten Klöster, gehen wir hinaus auf ihre Besitzungen und fragen wir: Woher stammet dies alles? Nicht durch gewissenlosen Eigennutz und schmutzige Concurrenz wurde es in kurzer Zeit errungen, Jahrhunderte haben daran gearbeitet, Generationen von fleißigen Mönchen haben es geschaffen, Generationen fleißiger Mönche haben es trotz der vielen Stürme und Unglücksfälle erhalten und nur durch eiserne Ausdauer und sparsamen Haushalt wird es auch in Zukunft erhalten bleiben. Generationen von Mönchen sind ins Grab gestiegen, und nur das, was sie geschaffen haben, erinnert uns an sie. Verdienen sie es nicht, dass sie aus der Vergessenheit gezogen werden, dass sie in der Erinnerung ihrer späten Epigonen fortleben, welche die Früchte ihres Fleißes genießen? Die vorliegende Arbeit soll nun an der Hand der Quellen darlegen, wie die Mönche von

Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/6&oldid=- (Version vom 4.8.2020)