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zähem Widerstande vertheidigen sie die Rechte des Stiftes gegen Anfeindungen von Seite habsüchtiger Edelleute; können die Insassen des Klosterhofes allein ihr Recht nicht geltend machen, so kommt ihnen die Abtei mit ihren fähigsten Mönchen zuhilfe, man ruht nicht, bis man trotz der oft herrschenden Rechtslosigkeit das Seine errungen. Mönche und Conversen benützen jede Gelegenheit, die Besitzungen abzurunden, sie treten auch für die Rechte anderer ein, erhalten dadurch wichtige Privilegien für das Stift und erwerben sich hohes Ansehen in der Umgebung.

Infolge der rationellen und emsigen Bewirtschaftung seiner Güter erwarb sich die Abtei bedeutende Reichthümer, so dass sie das General-Capitel von 1236 bereits „abundans“ nennen konnte. Dass man aber seinen Überfluss auch in der rechten Weise anwendete, dafür sprechen die Bezeichnungen „hospitalarius“, „der Spitaler“, „elemosinator“, welche den Mönchen beigelegt werden, dafür sprechen die herrlichen Bauten des Stiftes, welche in jener Zeit aufgeführt wurden. Dass auch die Mönche an denselben mitarbeiteten, sagt der Name „lapicida“. Wenn auch der Zeit nach nur ein Steinmetz im Verlaufe unserer Abhandlung bestimmt werden kann, so führt doch das alte, leider verloren gegangene Nekrologium, von dem der Catal. alphab. spärliche Auszüge enthält, mehrere an (Erenfridus conv. lapicida † 20. Mai; Hermannus conv. lapicida † 19. Mai; Johannes conv. lapicida † 19. Mai).

Mitten unter der colonisatorischen Thätigkeit des Stiftes lagen aber auch die Wissenschaften nicht brach. Schon unter dem ersten Abte Gottschalk konnte die Abtei einen Bibliotheks-Bestand von etlichen dreißig Bänden aufweisen, leider nennt sich aber aus dieser Zeit nur ein Schreiber, der Mönch Heinrich. Später begegnen uns manche fruchtbare Scriptores, so dass der Custos trotz der beiden Überschwemmungen des Sattelbaches, welche 1295 und 1340 auch der Bibliothek Schaden brachten, einen immerhin ansehnlichen Schatz in Verwahrung hatte. (Außer den im Verlaufe der Abhandlung vorkommenden Custoden verzeichnet der Catal. alphab. nach dem alten verlorengegangenen Nekrologium noch folgende: Bertholdus custos † 2. Mai; Johannes custos † 6. Sept.; Johannes custos † 7. Oct. ) Gerade zur Zeit der höchsten wirtschaftlichen Blüte des Stiftes (c. 1200 bis c. 1400) zeichneten sich auch mehrere

Empfohlene Zitierweise:
Florian Watzl: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. In Commission der Verlagsbuchhandlung ‚Styria‘, Graz 1898, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Cistercienser_von_Heiligenkreuz.pdf/8&oldid=- (Version vom 4.8.2020)