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Hier ist es das Gericht des ascetischen Christus über das schöne, flämische Fleisch, in welchem sich Rubens selbst leider zu wohl befunden haben mag. Zur Rechten des Richters, wo Maria Fürbitte thut, kommt es, wenn auch schwer, dennoch in Gnaden empor; zur Linken aber, wo der Fanatismus der ebräischen Gesetztafeln waltet, wirft es der Buchstabe des zornigen, eifrigen Gottes in den Abgrund.

Was für schöne Frauenleiber, von Erinnerung und Sünde belastet, sind hier verzweiflungsvoll zusammengeballt, um von rücksichtslosen Teufeln in die Hölle geschleppt zu werden, ach, und kaum wird es Rubens auf der anderen Seite gelingen, seine schöne Helena in das Paradies zu bringen.

Alles ist hier großartig, lebendig gruppirt, schön in der Bewegung. Das Fleisch ist selbst in seiner Verdammniß noch reizend und entzückend.




Mit und neben Rubens und seiner tragisch-politischen Malerei blühte die hohe Comödie der Verlachung und der Ironie in seinem Gehilfen und Schüler

Jacob Jordans,

in Antwerpen 1594 geboren und 1678 gestorben. Erst Schüler des in Maniertheit untergegangenen Adam van Oort, fühlte er sich später zu Rubens gezogen,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)