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und Veilchen gewoben waren, wir vergessen aber auch nicht ihre Eulalienaugen und ihre lebenaussaugenden, völkermordenden Vampyrlippen.

Der arme van Dyk litt Schiffbruch an diesen Klippen und Scheeren. Vergebens suchte ihn der Herzog von Buckingham zu retten durch die Hand der schönen Maria Ruthven, der Tochter des Mylord Ruthven, Grafen von Goree. Er starb kurz nach seiner Verheirathung mit ihr, 42 Jahre alt. Er liegt begraben zu London in St. Paul. So war es ihm vergönnt, von hinnen zu scheiden, ehe die prächtige, große Welt in England, deren künstlerische Seele er war, vor der rohen Hand des Puritaners zusammenstürzte und das Haupt seines königlichen Freundes auf dem Schafotte fiel.

Portrait Carl’s I., Königs von England.

Eine tiefe Wehmuth beschleicht unser Herz, blicken wir in dieses königliche Gesicht. Dyk hat es verstanden, das Stuartschicksal hineinzuschrelben. Dieser Stuart war der letzte ritterliche, selbstherrliche König auf dem Throne Englands. Mit seinem Haupte fiel die Krone der romantischen Poesie von der Stirne Britannia’s! Carl I. war der Held des großen Trauerspiels, welches dort der Dämon der englischen Geschichte im Geiste Shakespeare’s so grausam gedichtet, so blutig in Scene gesetzt hat. Dieser dämonische Poet hatte seinem Vorgänger William die feinsten

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)