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im Jahre 1685. So kam es, daß der deutsche Maler aus Lübeck in der Schule der Niederländer glänzt.

Er stellte die niederen Volkszustände nicht so wüst und wild, wie Brouwer, doch gern in ihrer komischen Blüthe der Wirthshausseligkeit dar. Er ist der größte Meister der Abtönung auf der warmen Farbenleiter. Seine Farbe wirkt auf das Auge wie der klare goldene Drymadeira in einem grünen Glase. Seine Bilder interessiren und fesseln den Kenner wie altenglische Lustspiele in humoristischer Steigerung des komischen Interesse, wo selbst die Prügelei nur Uebermuth des Blutes bleibt. Wir bewundern hier seine

Stammgäste.

Wir blicken in ein tiefes Zimmer. Vorn am hellen Fenster im goldenen Sonnenlichte sitzt der Schulze gravitätisch im Armstuhle, die Pfeife im Gespräche absetzend, daneben der Müller, das Wachholderschnäpschen in der Hand, im Winkel der salbungsreiche Dorfpastor, an der Wand der Dorfbarbier, welcher die Pfeife zum Verdruß des Pastors wieder angezündet hat, obschon dem Leinweber davon bereits schlimm geworden ist. Der Gast, welcher uns den Rücken zukehrt, ist vielleicht Ostade selbst. Eine Breterwand trennt diese Gesellschaft von einer zweiten im Hintergrunde. Dort sitzt der lustige Sohn des Pastors, welcher dem Küster zutrinkt, ihm gegenüber sitzt sein Kamerad und Prügeljunge.

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)