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In der Mitte der Scene sitzt der bärtige Nestor des Dorfes in Hemdeärmeln auf seinem Stuhle mit Pfeife und Trinkkrug. Er scheidet den Tanzplan von dem inneren Hofe, wo Männer und Frauen bei dem Trinkgelage sitzen.

Auf dem Wege nach dem Dorfe wandern Andere mit unsichtbaren Haarzöpfen.

Wenn ich so verwegen war, auf diesem Kirchweihfeste den Teufel mit der Hahnenfeder zu erkennen, so sei es mir vergönnt, Doctor Faust in dem kleinen Bilde:

„Der Schwarzkünstler“

zu errathen.

Er sitzt hier in seinem hallenartigen Studierzimmer, wie es uns Goethe schildert, vor dem großen Fenster am kleinen Pulte. Vom großen, offenen Bogen, durch welchen wir hineinblicken, hängt eine gläserne Kugel herab, in welche vermuthlich ein Spiritus familiaris gebannt ist. Famulus Wagner überreicht dem Schwarzkünstler eine Papierrolle, vielleicht sein eigenes Doctordiplom. Ein altes Weib kommt herein; warum soll es nicht Martha, die Nachbarin Gretchens, sein, die Mittelsperson zwischen ihm und seiner Liebe? – Wer daran zweifeln will, dem sei es gegönnt! Ein keifender Hund ist mit ihr in das Zimmer gesprungen, warum soll es nicht Mephistopheles in Hundsgestalt sein? Oder steckt er im Affen,

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)