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Näher tritt dem Norddeutschen der vielleicht größere Landschaftsmaler

Jacob Ruisdael[1],

in Harlem 1635 geboren und 1670 gestorben. Seine Bilder, die Natur in den Gegenden der Nordseeküste und niederdeutsches Gemüth fallen in Eins zusammen. Ein tiefes melancholisches Naturgefühl ist der Grundton seiner Gemälde. Wie sich dieses Gemüth gern von der Ferne abzieht, um sich in sich selbst zu versenken, so verschließen sich auch die Hintergründe in seinen Bildern durch Baumpartieen und genügen sich selbst in träumerischer Einsamkeit und im Walddunkel bei dem monotonen Rauschen der Bäche und Wasserfälle. Zuweilen leuchtet kaum noch das Tageslicht aus dem wolkenverhüllten Himmel herein in das unheimliche dunkle Wasser und die düstere Waldung. Wer traurig, der ist bald allein. Diese Melancholie steigert sich noch durch die Naturwahrheit jedes Einzelnen im Bilde und durch den kräftigen und frischen Ton, in welchem die Bilder gehalten sind. Die Galerie ist reich an seinen schönsten Werken. Sie machen alle mehr oder minder denselben Eindruck. Bewundert wird vor allen sein


  1. Seine Gemälde befinden sich an den Fensterwänden im Saale Rubens’ und seiner Schüler. S. oben.
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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/201&oldid=- (Version vom 31.7.2018)