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überwunden. Aus dem reichen, üppigen Leben dieser Republik aristokratischer Kaufleute, welche zum Papste sagten: Erst kommt Venedig, dann – Rom! – entfaltete sich die Centifolie der weltlichen Kunst im schönen Schein der Farbe, angeweht von der weichen Luft des Morgenlandes und genährt vom zusammenströmenden Reichthums des Welthandels. Und dennoch gelang es wieder den Künstlern Venedigs, aus dem Gegensatze der Sinnlichkeit hervor die Poesie des Christenthums, im wirklichen Dasein zur creatürlichen Erscheinung verkörpert, aufzufassen und darzustellen; denn der Künstler oder Dichter kann keinen Moment rein objectiv wiedergeben, von welchem er selbst noch im Gemüthe tief erregt wird, wie auch der große Schauspieler Schröder in Hamburg diesen Gedanken in seinem Fache oft und bestimmt als Lehrsatz aufstellte.

Der große, vollendete Meister Venedig’s ist

Tiziano Vecellio,

zu Cadore an der Grenze von Friaul im Jahre 1477 geboren und 1576 in seinem 89. Jahre an der Pest gestorben. Ariost zu Ferrara und Pietro Aretino in Venedig waren seine vertrauten Freunde, Papst Paul III. und Kaiser Karl V. seine großen Verehrer. Wir stehen vor seinem Meisterwerke:

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)