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schwebenden Geist Gottes in sich. Der sitzende alte Herr unter ihm, an dessen Schulter er sich bei’m Trinken anhält, hat inbrünstig den großen Weinkrug für sich umklammert, sich den Bart streichend; der Alte ihm gegenüber läßt sich von einem Marqueur einschenken; nur der arme Mohr, der Mohammedaner, wirft seine Augen zum grausamen Propheten empor, der den Wein seinen Gläubigen versagt hat. Zwei Diener treten eben mit dem vorderen Ende einer Trage in den Saal: es kommt des Segens neue unendliche Fülle; voran geht der weitausschreitende Oberkellner, welcher auf einem Teller Deckel für die Weinschalen bringt; – denn die Freude soll lange dauern und der Wein nicht verduften.

Der Convertit.

Eine vornehme venetianische Familie vor der Mutter mit dem Kinde. Um das Bild zu erklären, müssen wir wieder die Begebenheit, welche es veranlaßt haben mag, ihm unterlegen. Der Convertit, welcher in der Reihe der Knieenden zuletzt gesehen wird, ist der ältere Sohn des Hauses. Er war nach dem Tode seiner ersten Frau, von welcher er den hinter ihm in rothbraunem Gewande herankommenden Sohn besitzt, von der katholischen Kirche ab- und dem neuen Glauben zugefallen. Er hat sich zum zweiten Male und mit der Schwester seiner ersten Frau verheirathet. Diese zweite Frau hängt dem alten Glauben an; sie

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)