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Die Aufgabe Italiens und seiner Kunst war erfüllt. Die alte Zeit ging unter, die neue begann in der Reformation bei den germanischen Völkern. Italien hatte nur die Kraft zum Widerstande, nicht zu seiner Wiedergeburt. Mit allen macchiavellistischen und jesuitischen Künsten errang es nichts, als eine

Restauration der Kirche und Kunst

mit dem Verluste jeglicher politischen Freiheit und Selbstständigkeit. Der Conflict zwischen der alten Satzung und dem neuen Geiste wurde mit entschiedenem Glücke in den Niederlanden gekämpft, – dort werden wir der neuen Kunst begegnen, wie sie sich aus Venedig dorthin gezogen hat.

Wie die Kirche sich jesuitisch den romanischen Zuständen und der absoluten Fürstengewalt anbequemte und darin ihren Bestand und ihr Stillestehen sicherte, während die ganze Welt chaotisch durcheinander kochte, um die neue Zeit zu gebären, so bildete sich bei den Italienern auch eine Restaurationsperiode der Kunst mit Beibehaltung der alten Formen ohne neuen Geist.

Die Partei des Stillstandes fand wie die Kirche ihr Element in der Eklektik, welche äußerlich die Vorzüge der alten Meister für den Cultus in neuen Werken vereinigen wollte. Die Partei des bewegten Lebens fand ihre Vertreter in den Naturalisten, welche das Genre begründeten.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)