Seite:Die Dresdener Gemälde-Galerie (Mosen).pdf/87

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für welche sie keine Gestalt, nur den Namen „Moiren“ hatten; die Römer hielten sie in Zucht durch das äußerliche bürgerliche Gesetz: „Verletze Niemand, gieb Jedem, was ihm gebührt, und lebe anständig!“ Die alte christkatholische Kirche trat sie dagegen mit Füßen.

Wie die gemißhandelte Naturseele sich mit der griechischen Philosophie und Poesie dagegen verschwor, wie eine glatte, fürchterliche Schlange den Laokoon des alten Priesterthums umschlang, bis dieser entsetzt in der Reformation Bilder und Altäre zerschlug und sich auf Zeit davon befreite, davon spricht ausführlich die Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts. Der wiedererwachte Geist der Natur zersprengte zuerst die Bande der feudalen römisch-deutschen Weltherrschaft. Jede Nation besann sich auf sich selbst. Er drängte in unternehmenden Männern die Ahnung von der zweiten Welthälfte zur Entdeckung. Zugleich entkoppelte er die Leidenschaften aller Art und hetzte sie gegeneinander. Dabei kümmerte es ihn nicht, ob sie unter dem Panier der Reformation, oder den Fahnen der jesuitischen Gewalthaber gegen einander losgingen. Es war ihm hier Alles eins, galt es doch nur, freilich wie immer, Kräfte zu entwickeln und im Kampfe zum Bewußtsein zu bringen. Es war ihm hier Alles eins, wenn es nur uneins war. Die protestantischen Fürsten rissen eben so gut oder übel, wie die katholischen, die priesterliche Gewalt an sich. Dort gab die

Empfohlene Zitierweise:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)