Seite:Die Dresdener Gemälde-Galerie (Mosen).pdf/92

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stufen herunter in einen Garten, an der Serie gießt ein Springbrunnen seinen Strahl herunter, weiter hinten streift der Blick an Rosen- und Orangengebüsch in die feuchten Dämmerungen einer geheimnißvollen Höhle, in welche man jedoch nur durch das herkömmliche, schwerfällige Rococoportal von der offenen Gartenseite her eingehen kann. Vor dem Portale liegt der Vorhof des Ehestandes, die Liebschaft. Da stehen, sitzen und liegen in den anmuthigsten Gruppen durcheinander die fleischblühenden Jungfrauen und Frauen der Niederlande. Wir sehen zwei Abtheilungen, die erstere bei dem Eingange in dem Garten, die andere vor dem Portale zum Ehestande.

Der ersteren Abtheilung ist, wie wir merken, von den umherschwärmenden Amoretten der Krieg erklärt. Je näher ein schönes Kind dem Eingange der Höhle des Ehestandes sitzt, desto gefährdeter ist es. Schon schwebt hinter dem Stuhle der schönen Rosamunde ein Amorette und flüstert ihr süßgiftige Schmeichelwörtchen in das Ohr. Sie hat die Hände nachdenkend in den Schooß gelegt und das Gesicht lächelnd herumgedreht, der Amorette hält hinter seinem Rücken den Pfeil bereit, ihn ihr in das Herz zu stoßen, – „hüte dich, schönes Fräulein!“ Zu ihren Füßen sitzt voll schmachtender Liebesfülle Fräulein Ulrike in gelbseidenem Untergewande und blauem Ueberkleide, ein schwarzes kokettes Hütchen mit feuerrothen Federn auf dem Kopfe, ihren Arm auf Rosamundens

Empfohlene Zitierweise:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)