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Anonym: Edda

Harbard.
30
Ich war im Osten   mit Einer zu kosen,

Spielte mit der schneeweißen   und sprach lange mit ihr.
Ich erfreute die goldschöne;   der Scherz gefiel der Maid.


Thôr.
31
Da hattet ihr willige Weiber.


Harbard.
32
Da hätt ich bedurft, Thôr,   deiner Hülfe,

Die schleierweiße zu entwenden.


Thôr.
33
Die hätt ich dir gewährt,   wär dazu Zeit gewesen.


Harbard.
34
Ich hätte dir auch vertraut;   oder hättest du mich betrogen?


Thôr.
35
Bin ich denn so ein Fersenzwicker   wie ein alter Schuh im Frühjahr?


Harbard.
36
Was thatest du weiter, Thôr?


Thôr.
37
Berserkerbräute   bändigt’ ich auf Hlesey:

Das Ärgste hatten sie getrieben,   betrogen alles Volk.


Harbard.
38
Unrühmlich thatest du, Thôr,   daß du Weiber tödtetest.


Thôr.
39
Wölfinnen waren es,   Weiber kaum.

Sie zerschellten mein Schiff,   das ich auf Pfähle gestellt,
Trotzten mir mit Eisenkeulen   und vertrieben Thialfi.
Was thatest du derweil, Harbard?


Harbard.
40
Ich war beim Heere,   das eben hieher

Kriegsfahnen erhob   den Sper zu färben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/071&oldid=- (Version vom 31.7.2018)