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Anonym: Edda

7
Selbst stallt’ er die Böcke,   die stattlich gehörnten;

Sie eilten zur Halle,   die Hymir bewohnte.
Der Sohn fand die Ahne,   die er ungern sah;
Sie hatte der Häupter   neunmal hundert.

8
Eine andre kam   allgolden hervor,

Weißbrauig, und brachte   das Bier dem Sohn.

9
„Verwandte der Riesen,   ich will euch beide,

Ihr kühnen Männer,   unter Keßeln bergen.
Manches Mal   ist mein Geselle
Gästen gram   und grimmen Muthes.“

10
Der übel Gesinnte   spät Abends kam,

Der hartmuthge Hymir,   heim von der Jagd.
Er ging in den Saal,   die Gletscher dröhnten;
Ihm war, als er kam,   der Kinnwald gefroren.

11
„Heil dir, Hymir,   sei hohen Muths:

Der Sohn ist gekommen   in deinen Saal,
Den wir erwartet   von langem Wege.
Ihm folgt hieher   der Freund der Menschen,
Unser Widersacher,   Weor genannt.

12
„Du siehst sie sitzen   an des Saales Ende;

So bangen sie,   daß die Säule sie birgt.“
Die Säule zersprang   von des Riesen Sehe,
Und entzweigebrochen   sah man den Balken.

13
Acht Keßel fielen,   und einer nur,

Ein hart gehämmerter,   kam heil herab.
Vorgingen die Gäste;   der graue Riese
Faßt’ ins Auge   den Feind sich scharf.

14
Wenig Gutes sagte   der Geist ihm voraus,

Als der Troldenbetrüber   in den Vorsaal trat.
Da sah man Stiere   drei geschlachtet,
Die alsbald zu braten   gebot der Riese.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/075&oldid=- (Version vom 18.8.2016)