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deren Mitglieder persönliche Interessen verfolgen; aber wenn die Reeder durch die Vergesellschaftung der Produktion, der Konsumtion und des Handels gezwungen werden, zur Befriedigung[WS 1] ihrer Bedürfnisse sich gleichzeitig hundert anderen Assoziationen anzuschließen, so werden die Dinge ein anderes Gesicht bekommen. Mächtig auf dem Wasser, wird sich die Gruppe schwach auf dem festen Lande fühlen, sie wird von ihren Prätentionen lassen, um sich mit den Eisenbahnen, den Manufakturen und allen anderen Gruppen zu verständigen.

In jedem Fall haben wir es hier, ohne von der Zukunft zu sprechen, mit einer spontan entstandenen Assoziation zu tun, die der Regierung hat entbehren können. Gehen wir jetzt zu anderen Beispielen über.

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Da wir gerade von Schiffen und Booten sprechen, so wollen wir eine der schönsten Organisationen, die in diesem Jahrhundert entstanden sind, erwähnen, eine derjenigen, deren wir uns mit Recht rühmen können. Es ist die englische Rettungsgesellschaft für Schiffbrüchige (Lifeboat-Assoziation).

Man weiß, daß in jedem Jahre mehr als 1000 Schiffe an den Küsten Englands scheitern. Auf dem Meere hat ein gutes Schiff den Sturm selten zu fürchten. An den Küsten warten aber seiner die Gefahren: die Meeresstrudel, welche den Hintersteven zerschellen, die Windstöße, welche die Masten und die Segel fortnehmen, die Strömungen, welche es unlenkbar machen, und die Klippen wie die Untiefen, auf die es geschleudert werden kann.

Damals schon, als die Küstenbewohner Feuer anfachten, um die Schiffe auf die Klippen zu locken und sich dann nach ihrer Gewohnheit der Ladung zu bemächtigen, haben sie stets ihr Möglichstes getan, die Mannschaft zu retten. Wenn sie ein Schiff in Not bemerkten, so machten sie ihre Nußschalen flott und eilten den Schiffbrüchigen zu Hülfe, um – wie häufig – den Tod dabei in den Wogen zu finden. Jeder Küstenweiler hat seine Legenden von heroischen Taten, gleichmäßig von Frauen wie von Männern verübt – zu dem Zwecke, Mannschaften, die im Versinken begriffen waren, zu retten.

Aber auch einige human gesinnte Männer nahmen sich dieser Sache an. Als gute Seeleute, die sie waren, erfanden sie ein Rettungsboot, das dem Sturme trotzen konnte, ohne umzuschlagen oder zu versinken. Auf Grund dieser Erfindung unternahmen sie es nun, die Oeffentlichkeit für ihre Unternehmung zu interessieren, das nötige Geld aufzubringen, um Rettungsboote bauen und sie überall an der Küste plazieren zu können, wo sie gute Dienste leisten konnten.

Diese Männer wandten sich, da sie eben keine Jakobiner waren, nicht an die Regierung. Sie hatten eingesehen, daß sie die Unternehmung nur zu einem guten Ende führen könnten, wenn sie sich an die Bereitwilligkeit, die Begeisterung der Seeleute, ihre Kenntnis der Orte und namentlich – ihren Opfermut wandten.

Und um Menschen zu finden, welche sich Nachts bei dem ersten Signal in das Chaos der Wogen stürzten, sich weder durch die Finsternis,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Befriediung
Empfohlene Zitierweise:
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Bernhard Kampffmeyer (Übersetzer): Die Eroberung des Brotes. Der Syndikalist, Berlin 1919, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Eroberung_des_Brotes.pdf/121&oldid=- (Version vom 21.5.2018)