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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Des Friedländers Schloß.[1]

Schloß Friedland.

Unter allen Burgen und Schlössern des romantischen Böhmerlandes gehört das Schloß Friedland zu den vornehmsten, theils wegen des berühmten Wallenstein, der es besaß, theils wegen seines colossalen und eigenthümlichen Baues. Auf dem nördlichen Ufer des rauschenden Wüthigflusses, gewöhnlich „die Wütche“ genannt, erhebt sich ein hoher, nur von der Nordseite zugänglicher Basaltkegel, auf dessen abgebrochener Spitze sich des Friedländers Burg erhebt, hineinschauend nach Böhmen, nach Schlesien und Sachsen. Aller liebenswürdige Apparat des gebenedeiten Faustrechts florirt hier oben in wohlerhaltener Weise – Ketten. Zugbrücken, Rüstungen, alte Waffen, Thürme, Mauern und Burgverließe starren den civilisirten Menschen an, und lassen ihn bedenken, wie viel glücklicher wir doch in jetziger Zeit sind, wo die mittelalterlichen Tyranneien einen sanfteren Anstrich und raffinirtere Cultur erfahren haben. Das Friedländer Schloß hat daneben auch eine sehr kriegerische Geschichte. Der Thurm und die ersten Anfänge datiren bereits bis zum wilden Ritter Berkowecz, der das damals urwäldliche Gebiet von dem heutigen Kreise Jungbunzlau erhielt, und 1014 sich eine feste Burg erbaute. Später ward diese Burg erobert, und ihr von einem Herrn Berka von Dub der Name „Fried im Land“ oder Friedland gegeben.

Die Taboriten hatten große Lust, sich die stolze Burg 1433 anzueignen; aber es gelang ihnen nicht; die Schweden waren

  1. Die Abbildung des Schlosses Friedland entnahmen wir mit Genehmigung des Herrn Verlegers dem in Olmütz bei Ed. Hölzel erscheinenden Prachtwerke: „Malerisch-historisches Album des Königreichs Böhmen,“ eine Sammlung nach der Natur aufgenommener und künstlerisch ausgeführter Ansichten der historisch-wichtigsten und landschaftlich schönsten Schlösser, Burgen und Städte Böhmens, auf die wir hiermit alle unsere Leser aufmerksam machen. Kunst und Geschmack haben sich in diesem Prachtwerke in einer Weise geeinigt, wie bei wenigen Unternehmungen ähnlicher Art, die, was künstlerische Auffassung und Ausführung anlangt, sich kaum mit diesem Album werden messen können. Wenigstens kennen wir augenblicklich im deutschen Buchhandel kein Unternehmen ähnlicher Art, das sich dem böhmischen Album ebenbürtig zur Seite stellen könnte. Die beiden Landschafter Haun aus Berlin und Kaliwoda aus Wien haben eigens zu diesem Zwecke das böhmische Land bereist, und sämmtliche Aufnahmen nach der Natur gezeichnet. Geistreiche Auffassung und Behandlung bei gewissenhafter Detailzeichnung sind Vorzüge, die fast ohne Ausnahme allen diesen Kunstblättern nachzurühmen sind. Um Charakter und Stimmungen der verschiedenen landschaftlichen Bilder möglichst getreu wieder zu geben und dabei die schönsten, aber immer künstlerischen Effecte zu erzielen, haben die beiden Künstler zur Vervielfältigung ihrer Aufnahmen die Lithographie und zwar die weiche Kreidemanier gewählt, mit welcher sie vermittelst des doppelten Tondrucks die mannigfaltigsten Abwechselungen in Effect und Stimmung erreichten. Einzelne dieser Blätter, u. A. die reizend ausgeführte Winterlandschaft: Bösig, dann der Schreckenstein, der Burghof von Klingenberg sind wahrhafte Kunstwerke, die einen der Aquarelle ähnlichen Eindruck machen. Die schönen Abbildungen werden von einem Text begleitet, der mit Gewissenhaftigkeit und Fleiß gearbeitet alles historische Material bietet, was zur nähern Kenntniß der aufgenommenen Burgen, Schlösser und Ortschaften von Interesse ist. Bereits sind 7 Hefte (das Heft mit 3 Abbildungen kostet 2 Gulden) erschienen, welche zusammen folgende Abbildungen bringen: Schloß Friedland. – Barbarakirch in Kuttenberg. – Burghof von Klingenberg. – Burg Karlstein. – Schloß Reichstadt. – Neuhaus. – Schloß Blatna. – Schloß Tetschen. – Reichenberg. – Schloß Eisenberg. – Hohenfurth. – Burgruine Bönig. – Schloß Raudnitz. – Toenik und Zebrak. – Burgruine Schreckenstein. – Burg Bürglitz. – Burg Sternberg. – Burg Rosenberg. – Hradschin in Prag. – Burg Klingenberg (Totalansicht). – Schloß Zleb. –
    D. Red.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 685. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_685.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2018)