Seite:Die Gartenlaube (1865) 245.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1865)

Die Schill’schen auf dem Transport nach dem Bagno.
Originalzeichnung von M. Adamo.

zu Wesel unter den Kugeln der französischen Schützen ihre freien Seelen aushauchen sollen. Zu den Ohren dieser erschöpften, aus manchen Wunden blutenden Krieger war die Nachricht von der glücklichen Capitulation des Lieutenants von Brünnow gelangt. Er hatte sich durchgehauen mit hundertundfünfzig Mann, sechszehn Officieren und fünf Trompetern. Gratien mußte dem Heldenmuthe seinen Beifall zollen. Er gewährte den freien Abzug nach Preußen, obwohl er mit 3000 Mann die kleine Schaar im weiten Kreise vor der Stadt, wohin sie sich mit ihren Schwertern Bahn gemacht, umstellt hatte.

Die Glücklichen – sie zogen hinweg von der Stätte des Unheils, und beklommen, auf ihre Wunden blickend fragten sich die Gefangenen in der Kirche: „Was wird mit uns werden?“ Schon am folgenden Tage trennte man die Officiere von der Mannschaft. Auf die Fragen und Berufungen, wonach sie sich als in die Capitulation Brünnow’s mit eingeschlossen betrachteten, entgegnete Gratien: daß sie keinen Theil an dem Vertrage hätten, doch werde ihnen kein Leid geschehen. Dies beruhigt Officiere und Mannschaft. Aber am 4. Juni Morgens – Trommelschlag, Waffengerassel. Tiefe Stille rings umher! Ein Windstoß braust gegen die Fenster der Kirche – er führt den Schall einer gräßlichen, rollenden Salve mit sich – er trägt ihn zu den Gefangenen. Was war das? Am 4. Juni hat der Lieutenant Petesson aus der von ihm angelegten Batterie am Knieger Thore,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1865). Ernst Keil, Leipzig 1865, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1865)_245.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2017)