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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

In einem baierischen Stellwagen.
Nach seinem eigenen Oelgemälde auf Holz gezeichnet von Joseph Watter.

Kichern nebenan, und wenn sie emporschaut, soll sie ein ernstes Gesicht machen.

Es ist aber auch seltsam genug, wie geräth ein Nonnenkloster in den Stellwagen? Vielleicht kommen die beiden „barmherzigen Schwestern“ von einer vornehmen Städterin, die mitten in der Sommerfrische erkrankt war; sie haben ihre Pflicht gethan, sie haben heilen oder begraben helfen und kehren nun aus der Welt voll Leiden wiederum in ihr Kloster zurück. Aus der Welt voll Leiden! Durch die Zweige spielt der Sonnenstrahl, am Wege blühen die Blumen, und dazu das immerwährende Lachen! Wie die Ahnung ober wie die Erinnerung eines fernen Glückes geht es den Beiden durch die Seele. Glück ist ein altes Räthsel und es ist überall dasselbe, ob es auf dem Glanz des Parquets oder auf dem Bock einer Postkutsche spielt.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_189.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)