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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

ist eine Klappe in der äußeren Wand der Dampfkessel unserer Dampfmaschinen, welche durch einen äußerlich angebrachten Federdruck für gewöhnlich dicht geschlossen ist. Sobald aber im Innern des Kessels durch Ueberheizung der Dampf sehr hoch gespannt ist, so daß ein Springen des Dampfkessels zu befürchten wäre, so äußert sich die ungewöhnliche Kraft des Dampfes dadurch, daß sie die Klappe des Sicherheitsventils hebt und so dem Uebermaß des Dampfes einen Ausweg öffnet, aus welchem dann der Dampf so lange sausend entweicht, bis der gefährliche Ueberschuß fort ist. Ehe Sicherheitsventile an den Dampfkesseln angebracht waren, war es viel schwerer, das richtige Maaß mit der Heizung zu halten; leicht war einmal einer überheizt und dann sprangen sie oft, was viele Menschenleben gekostet hat.

Nicht wahr, Du fühlst nun das Treffende in der Humboldt’schen Vergleichung? wenn es keine Vulkane gäbe, also das Centralfeuer im Innern unserer Erde überall dicht und ohne eine einzige Oeffnung umschlossen wäre, so würde unsere Erde vielleicht einmal zerspringen wie ein Dampfkessel. Aber die Vulkane schützen uns davor. Wenn aus Gründen, die uns ganz unbekannt sind, eine mehr als gewöhnliche innere Glut der Erde sich Luft machen will, so sind dafür eine Menge stets offene Auswege vorhanden, die Vulkane. Solcher Sicherheitsventile hat die Erde gegenwärtig noch 163, und in früheren Jahrtausenden ist die Zahl derselben noch viel bedeutender gewesen; denn ich habe Dir schon in meinem vorigen Briefe gesagt, daß es eine große Menge, wenigstens vorläufig, die meisten aber nicht für immer, erloschener Vulkane giebt.

Ehe ich Dir heute noch Einiges über die Vulkane erzähle, sage ich Dir etwas zu meinem heutigen Bild, denn nach dem wirst Du doch wahrscheinlich zuerst sehen.

Es ist eine treue Abbildung von dem Krater des Vulkans Kilauea auf der Insel Hawai, welche die höchste der Sandwichinseln im großen Ocean ist. Der Krater dieses Vulkans liegt 3630 Fuß über der Meeresfläche auf dem nordöstlichen Abhange, des mit ewigem Schnee bedeckten, 14,900 Fuß hohen Mauna-Roa, der also höher als der Mont-blanc, der höchste Berg Europa’s ist.

Wir übersehen einen großen Theil des Abhanges, der sich von uns ab nach dem Meeresspiegel etwas senkt, jedoch nicht so sehr, daß wir das 3630 Fuß tiefer liegende Meer sehen könnten. So weit das Auge auf dem Bilde reicht, sehen wir die Bergebene zerrissen und von tiefen Schluchten durchzogen. Wahrscheinlich ist das meiste an den sichtbaren Felsmassen Basalt, Lava, Bimsstein, Schwefel und anderes Gestein, welches meist heißflüssig aus dem Erdinnern auf diese Höhe emporgequollen ist. In der Mitte des Bildes sehen wir den eigentlichen Krater. Es ist ein furchtbarer, in die Länge gezogener Schlund, welcher bis etwa 100 Fuß unter seinem Rande mit flüssiger Lava angefüllt ist. Leicht gekräuselte Säulen von gelbweißen Schwefel-Dämpfen steigen aus der Fläche des drohenden Lavameeres hervor und eine Wolkenschicht von Dampf und Rauch schwebt über diesem Orte der fürchterlichen Naturgewalt. Jetzt liegt er ruhig, und nicht weit von dem unheildrohenden Rande wachsen Farren-Kräuter und kleine Sträucher – im nächsten Augenblicke kann aus der trügerischen Ruhe der glühende Lavaspiegel aufschäumen, über den Rand steigen und in zerstörendem Flusse an den Seiten des Berges hinabschießen. Aus den Schlünden, welche nahe dem Krater sind, steigen Schwefeldämpfe, aus dem entfernteren Wasserdämpfe hervor; jene bekleiden den Boden mit den schönsten Krystallen gediegenen Schwefels, diese entlocken ihm in der Nähe des Verderbens üppigen Pflanzenwuchs. Also ist der Schlund

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)