Seite:Die Gartenlaube (1853) 070.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

der Enttäuschung sich über seine Züge legte; „aber,“ fuhr sie fort, „Sie können nähere Nachricht über sie bei ihrer Tante, der Mrs. Carlyle, erhalten.“

Kurze Zeit darauf erhielt Florence einen Brief, dessen Züge sie erbeben machten. Während der vielen vergangenen Jahre, die sie in Frankreich verlebte, hatte sie diese Handschrift wohl kennen gelernt - hatte sie geliebt, wie ein Weib ihrer Art nur einmal liebt; aber Hindernisse, hervorgerufen durch Freunde und Verwandte, lange Trennung, langer Aufschub waren eingetreten, und nach manchem trüben Jahre hatte sie geglaubt, daß die Wogen des Oceans sich über dieser Hand und diesem Herzen geschlossen hätten[WS 1], und das hatte so trübe sinnige Züge in ihr liebliches Antlitz gezeichnet.

Dieser Brief aber sagte, daß er lebe, daß er ihr gefolgt sei und sie entdeckt habe, wie man wohl ein verborgen rinnendes Bächlein entdeckt, durch die Herzensfrische und die duftigen Blüthen, die ihre guten Thaten überall zurückgelassen hatten, wo sie gewandelt war. - Und nun wird es meinen Lesern nicht schwer werden, sich die Geschichte selbst zu beendigen.




Natürliche Brücke bei Kilkee.


Wir geben hier ein Bild, dessen Gegenstand zu dem Inhalte unseres heutigen Briefes „aus der Menschenheimath“ in naher Verwandtschaft steht; ungeachtet ein Blick auf dasselbe die grausenhaften Werke einer unbezähmbaren Gewalt zeigt, während uns auf dem Bildchen von Frisch einige harmlose Pflanzenzellen, auch in kolossaler Vergrößerung immer nur unbedeutend, auf ein stilles Wirken zu deuten scheinen. Hier aber wie dort ist es das Wasser, von dessen Werken es sich handelt; das Wasser, jenes gewaltige Element, welches bald in schrankenloser Wuth im Nu staunenerregende Werke aufthürmt oder vertilgt, bald unmerkbar und im Stillen im millionenfach wiederholten Kleinen mit Beharrlichkeit Großes wirkt, das Wasser, welches uns heute zu Dank und Segen, morgen zu Kummer und Verwünschung hinreißt.

Es giebt kaum eine Quadratmeile Land, auf welcher nicht versteinerte Seethiere Zeugniß davon ablegten, daß die salzige Hälfte des Wasserreiches einst größer war als jetzt. Das gewaltige Element beschränkte im Verlaufe der Jahrtausende diese Seite seiner Herrschaft, auf den verlassenen Gebirgstheilen die mächtigen Steinsalzlager und salzigen Quellen als Vermächtniß hinterlassend für seine Unterthanen auf seinem andern, immer mehr sich erweiternden Gebiete.

Wir, das Menschengeschlecht, scheinen erst auf die Schaubühne des Erdenlebens getreten zu sein, als die heutige Abgrenzung der beiden Wassergebiete bereits erfolgt war.

Unser Bild zeigt uns einen Angriff des Salzwasserdämons auf einen kleinen Theil des verlornen Gebietes, ein zerstörendes Anstürmen an sein eigenes Werk.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: härten
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_070.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)