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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Yell angeführte Ordnungspartei einen completten Sieg erfochten, die Clique des Generals Snoot eine schmähliche Niederlage erlitten und der Raufbold selbst ward in’s Gefängniß geschleppt.

Solcher Art war das Debut Archibald Yell’s in Arkansas und von jenem Tage an wuchs seine Popularität als Mensch, als Richter, als Held und als Staatsmann in solchem Maße, daß er bald die ältesten und beliebtesten Namen in den Hintergrund zurückdrängte.




Ein überflüssiges Institut. In Berlin soll nächstens ein neues Institut in’s Leben treten, an dessen Spitze, wie man hört, sich ein namhafter Autor stellen will. Alle deutschen Zeitungen sprechen davon; man beabsichtigt nämlich ein Vermittelungsbureau für Schriftsteller und Buchhändler zu errichten, welches sämmtliche deutsche Buchhändler wöchentlich brieflich von den fertigen Manuscripten der Schriftsteller aller Klassen in Kenntniß setzen wird, die bei dem Bureau angemeldet sind. Den Schriftstellern soll dadurch das Suchen nach einem Verleger erspart und den Verlegern in leichtester Weise das Material zu ihren Unternehmungen geboten werden. Das Verlagsbureau übernimmt alle Vermittelungen und beansprucht dafür nur eine sehr mäßige Entschädigung. – Wer auch der Entrepreneur dieser Anstalt sein mag, er beweist durch dieses Unternehmen, daß er weder die Schriftsteller, noch die Buchhändlerwelt kennt. Welcher namhafte Autor hat es nöthig, und wird sich dazu verstehen, dem ganzen Buchhandel gegenüber eins seiner neuen Bücher auszubieten wie eine unverkäufliche Waare? Selbst angenommen, daß er es thut, was ist dadurch gewonnen? Kann der Buchhändler aus dem Titel des Manuscripts die Vortrefflichkeit des Werkes abstrahiren? Gewinnt aber der Autor an Zeit und Hoffnung, wenn der Buchhändler das Manuscript von dem Bureau zur Durchsicht verlangt, um es möglicherweise nach einigen Wochen als nicht acceptabel zurückzusenden? War dann der Weg eines direkten Antrags an verschiedene Buchhändler nicht um Vieles kürzer? Und welcher Autor, der da weiß, daß der Werth eines literarischen Unternehmens oft nur in der Originalität des Gedankens liegt, wird der Oeffentlichkeit diesen Gedanken preis geben, dessen Benutzung er von gewissenlosen Buchhändlern befürchten muß, ohne daß ihm daran auch nur ein Pfennig zu Theil wird? Welcher Buchhändler aber wird schließlich auf Manuscripte reflektiren, von denen er stets befürchten muß, daß sie 6, 8 und 10 Verlagshandlungen schon vorgelegen haben und von diesen als unbrauchbar zurückgewiesen worden sind? Der Gründer dieses projektirten Instituts mag eine gute Absicht haben, aber wie gesagt – er kennt die Schriftsteller und Buchhändlerwelt nicht!




Gervinus, dessen Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts so großes Aufsehen erregte, wird in einigen Wochen schon mit einem neuen Werke hervortreten. Unter dem Titel: Geschichte der deutschen Dichtung, erscheint eine gänzlich neue Umarbeitung seiner bereits früher herausgekommenen Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen.




Die Frauenemancipation in Amerika läßt kein Mittel unversucht ihrem Ziele näher zu kommen. Die Verbindung der Frauen und Mädchen, welche mit ihrer gesellschaftlichen Stellung unzufrieden sind und durchaus Gleichstellung mit den „Tyrannen“ verlangen, wächst mit jeder Woche. In dem Clubb, den sie allwöchentlich hält, und in den beiden Zeitschriften, die sie herausgiebt, wird furchtbar gegen die „Unterdrücker in Frack und Glace“ gedonnert. Oft werden diese Clubbs von Männern besucht, gewöhnlich unverheiratheten, die dann versuchen das Uebergewicht der Männer geltend zu machen, die immense Zungenfertigkeit der schönen Gegnerinnen macht indeß jeden Sieg zweifelhaft. Neulich spottete ein solcher Redner über die Schwäche und Unterordnung des Weibes. „Was wollt Ihr“! rief ein junges schönes Mädchen dem Sprecher zu. „Eine Rippe des Mannes wurde in ein Weib verwandelt. Wenn nur eine einzige Rippe ein solches Produkt der Schwäche geliefert hat, welch eine Masse von Schwäche muß dann der ganze Mann sein!“ – Besiegt, mit einer artigen Verbeugung zog sich der Gegner zurück. – Merkwürdigerweise geht das Hauptbestreben dieser Frauenverbindung dahin, eine politische Gleichstellung der Frauen mit den Männern zu erzielen. Sie verlangen vor Allem mit stimmen zu dürfen.




Historische Blumenlese. Kein Name hat wohl so reichen Stoff zu Panegyriken jeder Art, zu Erklärungen, Chronostichen, Akrostichen, Deutungen, Prophezeihungen, Epigrammen u. s. w. geliefert, als der des alten Napoleon. Der Grund liegt nahe. Als er auf der Höhe seines Genies und Glückes stand, glaubte Alles sich in Huldigungen erschöpfen zu müssen; der Fehler wurde zur großartigen Tugend gestempelt; die Schmeichelei zum gebührenden Zoll des Dankes und der Bewunderung. Sobald aber das mühsame ungeheure Werk eigner Größe und fremder Kleinheit in sich zusammenzubrechen begonnen, rächte sich das Schweigen der Bessern, wie die enttäuschte Scham der Schmeichler in gleich bitteren Glossen. Wir wollen hier zur Unterhaltung der Leser eine kleine Sammlung solcher Wortspiele aus den Schriften jener Zeit geben, bei denen man immerhin ein gewisses Spiel des Zufalls wird bewundern müssen.

Im November 1813 findet sich folgende Namenserklärung, und zwar vor- und rückwärts:

Nach Allen Politischen Operationen Liegt Er Ohnmächtig Nieder.

N – iemen O – der E – lbe L – eipzig
O – ffener P – ass A – us N – orden.

Folgende zwei Chronostiche ergaben gerade die verhängnißvolle Jahrszahl der Schlacht von Leipzig – 1813:

NeapoLIoniIs IngentI CLaDe et FVga GerManIa LIberata LIpsIae.
SIC Ante Depressa CIto Bona CaVssa trIVMphat.
(Zu Deutsch: „Das durch die ungeheure Niederlage und Flucht Napoleon’s zu Leipzig befreite Deutschland“;
„So triumphirt schnell die vorher unterdrückte gute Sache.“)

Ein drittes Chronostichon, das gleichfalls die Zahl 1813 ergibt, war:

nVnC gaLLICIDIVM.
E. K. 



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Schnellpressendruck von Giesecke & Devrient in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_086.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)