Seite:Die Gartenlaube (1853) 277.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Die bucklige, verkrüppelte Frauenleber,

die Frucht des Schnürleibchens und des Unterrockes, eine Quelle des Mißmuthes, der Unzufriedenheit und der Zanksucht.

Liebe Leserin! Ich bitte Dich, wirf dieses Blatt nicht unwillig von Dir, weil dieser Aufsatz gegen einen Theil Deines Ichs gerichtet ist. Du behältst ja Dein Schnürleibchen und Deine Unterkleider, nur ändere daran ein kleines Wenig, damit Dir die Leber und mit dieser das Organ der Sanftmuth und der Lebensheiterkeit nicht verkrüppele. Ich weiß recht wohl, daß in den vielen und hitzigen Kämpfen gegen die Schnürleibchen diese stets Siegerinnen geblieben sind und daß diese immer bei den Frauen civilisirter Völker, selbst bei den alten Griechinnen und Römerinnen, beliebt waren. Auch ist gar nicht zu leugnen, daß durch die Schnürleibchen bei unserer jetzigen weiblichen Erziehung und Lebensweise einem wirklichen Bedürfnisse des schwächlichen weiblichen Körpers genügt wird. Dieser scheint einmal eine gewisse Stütze, zumal für Brust und Rückgrath zu fordern, abgesehen von den

Die gesunde Leber
ist weit größer als die verkrüppelte Leber, hat keine Furchen und Eindrücke wie diese und sieht auf ihrer glatten Oberfläche schön braunroth aus.

Die verkrüppelte Leber,
mit einer tiefen Querfurche vom Unterrocksbande, und mit schräg-verlaufenden Eindrücken von den durch das Schnürleibchen eingedrückten Rippen und dem Brustbeine.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_277.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)