Verschiedene: Die Gartenlaube (1853) | |
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Was das Leben und die Gesundheit des Menschen erhält?
Das Leben des Menschen besteht in einem ununterbrochenen Wechsel seiner Materie (d. i. der Stoffwechsel). Jeder, auch der kleinste Theil des menschlichen Körpers, setzt nämlich fortwährend neue Substanz an, während die alte theilweise abstirbt und entfernt wird, so daß nach einiger Zeit der Körper, obschon er äußerlich noch ganz derselbe zu sein scheint, doch ein durchaus anderer, aus jüngeren Stoffen gebildeter ist. Geht dieses immerwährende Neuerzeugtwerden, Altern und Absterben (Mausern) der Körperbestandtheile in der gehörigen Ordnung vor sich, so erfreuen wir uns der Gesundheit; ist dasselbe aber in Unordnung gerathen, dann erleiden wir eine Krankheit, und diese wird organischer Fehler genannt, sobald der richtige Stoffwechsel und durch diesen die frühere Beschaffenheit des kranken Theiles gar nicht wieder herzustellen ist. Hört dieser Wechsel nun gar im ganzen Körper vollständig auf, so tritt der Tod ein, oder der Brand (d. i. örtlicher Tod), sobald blos in einem einzelnen (dem brandigen) Theile des Körpers der Stoffwechsel aufgehoben ist. Die Quelle des Stoffwechsels, welche das Material zum Neuerzeugtwerden der Körperbestandtheile liefert, ist das Blut, der Ort, wo dieses Material aus dem Blute austritt, sind die Haargefäße (s. Gartenlaube Nr. 9, S. 92).
Zu den Bedingungen, unter denen der Stoffwechsel zu Stande kommen kann und welche deshalb zum Leben durchaus unentbehrlich (also Lebensmittel) sind, gehören: Wärme, Luft, Wasser und Nahrung. - Die Wärme ist insofern eine äußerst wichtige Lebensbedingung, als durch ihre Vermittelung, besonders bei Kindern und Greisen, alle in unserm Körper vor sich gehenden Prozesse, vorzugsweise die Ernährungsprozesse, zu Stande kommen. Deshalb bedarf aber auch der Mensch zu seinem Gedeihen nicht blos der äußern Wärme, sondern muß auch selbst noch innerhalb seines Körpers die Eigenwärme bereiten. (Ueber die Quelle der Eigenwärme s. Gartenlaube Nr. 17, S. 184; über die Wirkung der Wärme und Kälte auf den menschlichen Körper s. einen spätern Aufsatz). – Daß die atmosphärische Luft zum Leben ganz unentbehrlich ist, haben dem Leser die Aufsätze über das Athmen (s. Gartenlaube Nr. 16, S. 171 und Nr. 17, S. 184) und über den Sauerstoff der atmosphärischen Luft (s. Gartenlaube Nr. 28, S. 303) deutlich zu machen gesucht. – Vom Wasser braucht aber nur gesagt zu werden, daß fast vier Fünftel des menschlichen Körpers aus Wasser bestehen und daß derselbe fortwährend eine ziemlich große Menge Wassers verliert, um sofort einzusehen, daß der Mensch täglich eine hübsche Portion von Wasser genießen muß, um sich in seiner richtigen Zusammensetzung und gesund zu erhalten. Die meisten Menschen trinken viel zu wenig Wasser, zumal die, welche gern, viel und gut essen. (Ueber Getränke und Wasserkuren s. einen spätern Aufsatz). – Was die Nahrungsmittel betrifft, so sind, wie der Aufsatz in Nr. 22, S. 232 u. Nr. 32, S. 349 der Gartenlaube gezeigt hat, nur diejenigen pflanzlichen und thierischen Substanzen darunter zu rechnen, welche, ohne für den Menschen schädliche Substanzen beigemischt zu haben, diejenigen Materien in sich enthalten, aus denen unser Körper selbst zusammengesetzt ist. Diese Materien waren aber außer dem Wasser noch eiweißartige, fettige und fettähnliche Stoffe, Salze, Kalk und Eisen. Ein großer Theil dieser Nahrungsstoffe, vorzugsweise die fettigen und fettähnlich zusammengesetzten, dienen nicht blos zur Ernährung des Körpers, sondern auch zur Entwickelung der Eigenwärme (s. Gartenlaube Nr. 17, S. 186). Zur leichtern Beurtheilung der einander ähnlichen thierischen und pflanzlichen Nahrungsstoffe, sowie des Nahrungswerthes unserer Speisen folgt hier vorläufig, selbst auf die Gefahr hin, wegen der Wiederholung vom Leser getadelt zu werden, eine kurze Uebersicht der in den gebräuchlichen Nahrungsmitteln vorhandenen Nahrungsstoffe.
d. s. eiweißartige, stickstoffhaltige Substanzen, welche vorzugsweise das Blut, Fleisch und die Knochen, also die Grundlage des Körpers bilden.
a. Thierische Fleischbildner. | b. Pflanzliche Fleischbildner. |
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Sonach würden von unsern Nahrungsmitteln die wichtigsten Fleischbildner folgende sein: Blut, Fleisch, Eingeweide, Käse, Eiweiß, Gallerte, die Getreidesamen und die Hülsenfrüchte. Alle diese Stoffe werden (wie in Nr. 22, S. 232 bei der Verdauuung besprochen wurde) mit Hülfe des Magen- und Darmsaftes in eine dem flüssigen Eiweiß ähnliche Flüssigkeit (Peptone) umgewandelt und sodann vom Magen und Darmkanale aus durch die Saugadern in das Blut gebracht, wo sie dann durch den Sauerstoff aus der eingeathmeten Luft zur Bildung der eiweißartigen Bestandtheile des Körpers vorbereitet werden. In den thierischen Nahrungsmitteln
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_423.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)