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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

No. 40. 1853.
Die Gartenlaube.


Familien-Blatt. – Verantwortlicher Redakteur Ferdinand Stolle.


Wöchentlich ein ganzer Bogen mit Illustrationen.
Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 10 Ngr. zu beziehen.


 Ein deutsches Lied.

Singen, das ist freie Kunst,
Frei mußt Du das Herz dir halten –
Nicht in Rauch und Stubendunst
Wird dein Lied sich klar gestalten.

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Zieh’ hinaus und wand’re früh,

Schlürfe Waldluft, Sonnenfunken,
Und des Lenzes Poesie
Rauscht in deinem Herzen trunken.

Zieh’ hinaus in stiller Nacht,

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Würzig wird es dich umwehen,

Und in deinem Busen sacht
Wird der Dichtung Reich erstehen.

Singen, das ist edle Kunst –
Die erlernt sich nicht in Schulen,

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Und um Erdengut und Gunst

Soll der Sänger nimmer buhlen.

Willst du singen, mußt du weit
Gottes Welt am Stab durchwallen,
Und dein Lieben und dein Leid

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Laß im Liede frei erschallen.


Heilig ist die Mission,
Die dem Sänger zugetheilet, –
Und sein Lied trägt großen Lohn,
Wenn Ein krankes Herz es heilet.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_429.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)