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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

und wird von den besten Geologen für ein naturtreues Portrait dieser Thiergattung gehalten. Die Originale dazu hat man in verschiedenen Theilen der Erde ausgegraben und daraus das ganze wissenschaftlich gewissenhaft zusammengesetzt.

Es besteht eine gewisse verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Krystallpalast und der Geologie; nämlich die der Großartigkeit und Neuheit.

Die Wissenschaft, welche die Geschichte der Entstehung und Entwickelung unserer Erde bis auf die gegenwärtige Epoche schreibt – denn nichts Geringeres ist die Aufgabe der Geologie – ist die jüngste aller Wissenschaften. Vor dem Beginn unseres Jahrhunderts finden wir nur schwache, und, man darf es wohl sagen, zaghafte Versuche dieser großartigsten aller Geschichtschreibungen.

Plesiosauren und Paläotherium.

Die ganze Erde ist ein sich selbst schreibendes Geschichtsbuch. Die Geologie bemüht sich, es zu lesen und in die Sprache des Menschen zu übersetzen.

In diesem Buche sind die Versteinerungen die Illustrationen, die wie immer das Verständniß des Textes mächtig fördern.

Unsere Abbildungen illustriren einige Abschnitte der Erdgeschichte. Das Megatherium und Paläotherium einen neueren, die Plesiosauren einen älteren.

Das Megatherium gehört zu den Edentaten der Säugethiere, d. h. denen ohne Schneidezähne. Sie stehen zwischen den Säugethieren mit Klauen und denen mit Hufen und zeichnen sich durchweg durch schwerfällige Bewegung, wenig Gehirn und noch weniger Geist, aber durch ein sehr dichtes, oft sogar horniges Fell aus. Sie sind das Verbindungsglied zwischen Säugethieren und Reptilien. Die Edentata findet man jetzt nur noch in tropischen Gegenden, während sie in einer frühern Periode auch in Deutschland und Frankreich lebten. Man scheidet die Edentata wieder in vier Familien. Die Megatherien (die dritte) sind jetzt ausgestorben. Unser Bild stellt den Typus derselben dar, entworfen und modellirt nach einem bei Buenos-Ayres gefundenen vollständigen Skelett, mit Vergleichung anderer, die in Londoner Privatsammlungen aufbewahrt werden. Das Megatherium ist ziemlich so groß wie der Elephant und viel größer als das Rhinoceros, etwa 30 Fuß lang. Die Hirnschale erinnert an die des Faulthiers und ist ungemein klein im Vergleich zu der ungeheuern Körpermasse, die freilich nicht viel Witz brauchte, um sich in der gigantischen Ueberfülle von

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_537.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)