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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

kuriren.“ Die Zuschauer fanden dies so hübsch, daß sie darauf verzichteten, sich ihr Entrée wiedergeben zu lassen.




Ein Ehrenmann. In Nürnberg hat der Besitzer einer Maschinenfabrik, Namens Cramer-Klett, seine Arbeiter in Kenntniß gesetzt, daß alle Diejenigen, welche für einen elfstündigen Arbeitstag unter 1 Gulden Lohn beziehen, vom 1. December ab 8 Procent, Diejenigen mit über 1 Gulden, 5 Procent Theuerungszulage für die Dauer der Monate December bis Monat März erhalten werden. Bei einer wöchentlichen Lohnauszahlung von 7–8000 Gulden an mehr als 1000 Arbeiter ist dies ein eben so namhaftes wie rühmenswerthes Opfer. Ein bedeutendes Fabrikgeschäft in Schlesien soll übrigens ebenfalls seine Arbeitslöhne erhöht haben, auch will man wissen, die meisten andern Fabrikanten des Gebirges würden diesem schönen Beispiele folgen.




Ein leichter Vogel. Diese sprüchwörtliche Bezeichnung einer Person von leichtfertigem Lebenswandel stammt aus Spanien.

War ein Frauenzimmer überführt, durch sein Leben gegen die guten Sitten verstoßen zu haben, und wurde in Folge davon zu einer Strafe verurtheilt, so wurde die Verurtheilte, von den Schultern bis zu dem Gürtel entblößt, auf einen Esel gesetzt und in Begleitung des Scharfrichters, dem zwei seiner Knechte folgten, durch die Stadt geführt. An jedem Kreuzwege, auf den man kam, machte der Zug Halt; eine Gerichtsperson, die denselben eröffnete, las den Namen und das Vergehen der Schuldigen, so wie das über sie gefällte Urtheil mit lauter Stimme vor, der Scharfrichter tauchte einen großen Pinsel in ein Gefäß mit Honig, an dessen Stelle später der wohlfeilere Syrup gesetzt wurde, bestrich damit irgend einen Theil ihres Körpers vom Kopf bis zu dem Gürtel, und seine Knechte streuten aus zwei großen Säcken, die sie bei sich trugen, einige Hände voll Federn verschiedener Vögel über sie. Diese Federn setzten sich natürlich auf der klebrigen Masse fest, und nachdem allmälig alle entblößten Theile des Körpers, selbst Haare und Gesicht nicht ausgenommen, auf gleiche Weise mit Honig bestrichen und mit Federn bestreut worden waren, gewann der obere Theil des Körpers der Verurtheilten allerdings durch seine buntgemischte Befiederung das Ansehen eines riesenmäßigen Vogels von menschlicher Gestalt.

Daher rührt in Spanien noch jetzt die Redensart, die man als den größten Schimpf betrachtet, welchen man einer Frau anthun kann: Sie ist in Honig eingemacht gewesen! – Oder: Sie verdiente in Honig eingemacht zu werden.




Mormonen-Gläubiger. Die Mormonen hinten am Salzsee in Amerika sind Heilige, aber doch sehr weltlich, wenn ihnen Einer geborgtes Geld nicht bezahlen will. Sie mahnen und verklagen dann zwar nicht, stellen aber drei Kerle vor’s Haus, die den ganzen Tag, von früh bis in die Nacht, fürchterlich trommeln und pfeifen. Ein amerikanisches Blatt sagt, daß es ein Schuldner selten länger als drei Tage aushalte. Die Pfeifer kosten nicht viel und sind wenigstens zehn Mal billiger, als der einfachste Prozeß. Das Geld wird dort also tatsächlich ausgepfiffen. Wie heilig!




Weihnachtsbücher. Allen Vätern, die ihren Töchtern zu den reichen Geschenken an Putz und andern glänzenden Kleinodien eine sinnige Gabe für stille beschauliche Stunden beilegen wollen, empfehlen wir das in Leipzig bei Amelang in zweiter Auflage erschienene: Album für Deutschlands Töchter, mit Illustrationen von E. Götze und W. Georgy. Es besteht in einer von glücklicher Hand ausgewählten Sammlung von Liedern und Romanzen der besten deutschen Dichter, wozu die beiden genannten Künstler eben so zart erfundene wie gut ausgeführte Illustrationen lieferten. Die Ausstattung ist in der That so überraschend schön und übertrifft die ähnlicher Bücher so sehr, daß wir augenblicklich keine zweite derartige Sammlung wüßten, die sich dieser an die Seite setzen könnte. Einzelne Landschaftsstücke von Georgy sind kleine Meisterstücke. Der Preis ist im Verhältniß sehr billig. – Für Knaben von zehn bis vierzehn Jahren empfehlen wir die von dem bekannten J. Kell begonnene Bibliothek der Reisen (bei J. Meißner in Leipzig). Sie ist eben so lehrreich wie unterhaltend geschrieben und bildet in den bis jetzt erschienenen sechs Bänden eine der besten Reisebibliotheken für die reifere Jugend. E. K. 



Weihnachtsgeschenk!

Bei Jul. Meißner in Leipzig ist erschienen:

Die
neueren Entdeckungsreisen.
Für die Jugend bearbeitet
von
C. W. Hoffmann, Jul. Kell u. A.
Eingeführt und mit einem Vorworte versehen
von
M. Schweitzer,
vorm. Großherz. Weim. Schulrath.
Mit vielen Stahlstichen.
6 Bde. eleg. in Leinw. geb.

Erster Band: Otto von Kotzebue’s neue Reise um die Welt in den Jahren 1823 bis 1826. 0 Preis 27 Ngr.

Zweiter Band: John Crawfurd’s Gesandtschaftsreise nach Siam und Cochin-China in den Jahren 1821 und 1822. 0 Preis 24 Ngr.

Dritter Band: Reise nach der Verbrecher-Colonie Neu-Südwales. 0 Preis 22 Ngr.

Vierter Band: Reisen in Brasilien. 0 Preis 24 Ngr.

Fünfter und sechster Band: Reisen der Engländer zur Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt aus dem nördlichen Polarmeere nach dem stillen Ocean. 0 I. Parry’s dritte Reise nach den nördlichen Polargegenden.
II. Beechey’s Reisen nach dem stillen Ocean und der Beeringsstraße. 0 Preis à Band 27 Ngr.



Verlag von Ernst Keil im Leipzig. – Druck von Alexander Wiede im Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_544.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2020)