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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

No. 52. 1853.
Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familien-Blatt. – Verantwortlicher Redakteur Ferdinand Stolle.


Wöchentlich ein ganzer Bogen mit Illustrationen.
Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 10 Ngr. zu beziehen.


Aus dem Müglitzthale.

Eine historische Erzählung aus den letzten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts.
Von Eduard Gottwald.
(Schluß.)


Die Vernünftigeren der anwesenden Gäste wollten jedoch davon nichts wissen, schüttelten bei des Feldmeisters Erzählung ungläubig den Kopf und entfernten sich aus dem Gasthause. Der schwarze Mattheus und Urban Fleck aber voll Haß und Wuth gegen Antonio, schenkten dieser Erzählung vollen Glauben und zogen mit einer nicht geringen Anzahl bewaffneter Bürger aus Glashütte, an welche sich leichtgläubige und beutegierige Bauern aus Dittersdorf und Rückenhain anschlossen in aller Stille des Tages darauf in vereinzelten Trupps in die Nähe der genannten Mühle, um die sich dort versammelnden fremden verdächtigen Gäste während der Nacht zu überfallen.

Schnell wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Morgen nach jenem während der Nacht auch wirklich ausgeführten Ueberfall die Nachricht bis Fürstenwalde und in die Bärenmühle, daß man eine Räuberbande in der Trebnitzmühle gefangen genommen, als diese eben im Begriff gewesen sei, sich in ihren Raub zu theilen, und daß der Anführer derselben kein Anderer gewesen sei, als der beim Bärenmüller wohnende Fremde, der mit dessen Tochter Buhlschaft treibe.

Wie ein Blitz aus heiterm Himmel traf diese Schreckensnachricht den Müller und dessen Tochter, obwohl Beide fest überzeugt waren, daß Antonio gewiß mit Verbrechern nicht in Bündniß gestanden habe, und das Ganze eher ein Bubenstück ihrer Feinde sei. Aber

die Angst um den Geliebten erfüllte Agathen mit Entsetzen, als der Mühlknappe, welcher diese Nachricht mit nach Hause gebracht hatte, erzählte, daß Antonio nebst vielen andern fremden Gesellen gebunden in die Kerker des Schlosses Lauenstein abgeführt worden sei. Weinend und verzweiflungsvoll die Hände ringend, trieb sie ihren Vater zum Amtsschösser Zapfe, in dessen Händen das Loos ihres Antonio jetzt lag, und einen der Knappen sendete sie als Eilbote nach dem Superintendent Dr. Schwerdtner nach Pirna, um diesem Nachricht zu geben, von der seinem Schützling betroffenen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_569.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)