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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Justus Freiherr von Liebig.



„Ich durfte ihn nicht hinausziehen lassen in das wüste Paris,“ sagte Meunier, „aber ich war ein verblendeter Thor, der sein liebes Kind fast um Geld und Gut an einen alten, grauen Sünder verhandelt hätte. Sagt, Herr Pfarrer, wo befindet sich François, damit ich ohne Verzug nach Paris reise und den Schlingel hierher hole, vorausgesetzt, daß er ein redlicher Mensch geblieben ist.“

„Das ist er geblieben, Vater,“ schluchzte Alice, „François konnte nicht schlecht werden!“

„Was wissen Sie von François, Herr Pfarrer?“ fragte der Maire.

„Der arme Junge lebt mühselig von seiner Hände Arbeit. Alles, was er begann, ist ihm mißlungen, und jetzt beabsichtigt er in’s Heer zu treten, um bald den Tod in einer Schlacht zu finden.“

„Oho, das soll er nicht!“ schrie der alte Meunier. „Gott im Himmel, wie weit hat meine Härte den armen Teufel gebracht. Alice, morgen reise ich nach Paris. – Ihr wißt doch, wo der arme Mensch zu finden ist, Herr Pfarrer?“

„Ganz gewiß weiß ich das,“ lachte der Geistliche, „der François’ Augen durch die grünen Weinblätter leuchten sah. Ihr könnt ihn fast mit Händen greifen.“

„Er ist in Carillon, gesteht es nur, Herr!“ rief außer sich vor Freude Alice.

„Hier bin ich ja, Ihr guten Menschen!“ jauchzte der glückliche François, indem er mit dem Kopfe durch die Weinreben hindurch in’s Zimmer fuhr.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_083.jpg&oldid=- (Version vom 20.4.2020)