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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

„Die Straßen Rom’s zu sichern vor Frevel, Mord und Brand,
„Und Ordnung, Ruh’ und Frieden zu schaffen rings im Land:
„Ward das Gesetz gegeben, das wilde Rauflust schreckt,
„Und streng und unerbittlich an Jedem wird’s vollstreckt!

„Wohl führ’ ich den Stab Wehe; doch sagen mag die Welt:
„Sonst war es schlimm und traurig um Gottes Stadt bestellt;
„Doch seit der fünfte Sixtus bestieg St. Peters Stuhl,
„Seitdem war Roma nicht mehr der alte Lasterpfuhl!“

Er spricht’s, und geht vorüber, und läßt auf ihren Knie’n
Im Staub die Arme liegen, der Trost und Hoffnung flieh’n.
Sie windet sich die Hände in ihrem Jammer wund,
Der Papst geht, Gott zu preisen mit salbungsvollem Mund!

Doch bald, als ob ein rascher Gedanke ihn erweckt,
Zu ihr sich kehrend, fragt er: „Der Mann ist Architekt? –
„Wohlan! – Sein Schicksal geb’ ich in seine eigne Macht;
„Er werde nach der Messe in mein Gemach gebracht!“

Verwundert steht Fontana vor Sixtus Angesicht;
Der führt ihn an das Fenster, und zeigt hinaus, und spricht:
„Siehst Du dort auf dem Platze, in dem Gestrüpp und Laub,
„Den Obelisken liegen, bedeckt mit Schutt und Staub. –

Der Riesenstein Aegyptens, dies Wunderwerk der Welt,
„Das einst im großen Circus Augustus aufgestellt,
„Das, hingestürzt zum Boden, durch der Vandalen Wuth,
„Seit mehr denn tausend Jahren tiefeingesunken ruht?

„Versuch’s, und richte wieder die Säule hoch empor,
„Daß sie den Platz mir schmücke dort vor St. Peters Thor!
„Vollbringst Du das, so will ich vom Tode Dich befrei’n,
„Und sollst mein erster Meister in Roma’s Mauern sein!“

Der Meister hört’s mit Staunen, und wiegt voll Ernst sein Haupt;
Allein nach kurzem Sinnen erwiedert er: „Wer glaubt,
„Kann Berge wohl versetzen, – warum nicht diesen Stein?
„Mit Gottes Hülfe wag’ ich’s, dem Werke mich zu weih’n!“ –

Und in dem Vatikane, von Hütern Wohl bewacht,
Sitzt er im lichten Zimmer von Morgen bis zur Nacht,
Und sinnt, und mißt, und rechnet, und zeichnet, und versucht,
Wie er bewält’gen möge der Säule schwere Wucht.

(Schluß folgt.)




Nahrungsmittel.
Eier.

Die Eier sind nebst der Milch und dem Fleische (s. Gartenlaube Nr. 12 und 21) nicht blos die nahrhaftesten, sondern bei richtiger Zubereitung auch die leichtverdaulichsten Nahrungsmittel, denn sie enthalten fast alle die Stoffe in sich, aus denen unser Blut und unser Körper zusammengesetzt ist, auch werden sie vom Magen und Darmkanale aus ziemlich schnell in das Blut übergeführt. – Am Häufigsten werden die Eier der Vögel genossen und zwar nicht nur die der gezähmten hühnerartigen Vögel (wie des Haushuhns, der Fasanen-, Puter- und Pfauenhennen), sondern auch die der Enten, Gänse, Kiebitze; die Neger, Kaffern und Hottentotten verzehren Straußeier; die Isländer, Eskimos und andere Polarvölker essen im Frühjahr die Eier von Möven, Meerschwalben und andern Wald- und Sumpfvögeln; die Neuholländer lieben die Casuareier, die südamerikanischen Indianer die des Emeu. Außer Vogeleiern dienen dem Menschen sodann auch noch die Eier von Amphibien zur Nahrung, denn es werden die der Schildkröten und des Kaiman von den Indianern des Orenoko und von den brasilianischen Völkerschaften genossen. Ja am Amazonenflusse benutzt man den Dotter der Schildkröteneier auch noch zur Bereitung von Butter. Von den Fischen liefern besonders Störe, Karpfen, Hechte, Barsche, Lachse und Forellen in ihren Eiern (Roggen) eine beliebte Speise. Die eingesalzenen Fischeier stellen den bekannten Caviar dar; der beste stammt vom Sterlett (besonders der Wolga und des Jaok), der minder gute von andern Stören, sowie von Hechten, Karpfen, Häringen. Einige Fische, wie Barben und Weißfische, haben Eier, deren Genuß nicht selten unangenehme Zufälle (wie Uebelkeit, Erbrechen, Durchfall) erregen.

Was die Zusammensetzung der Eier betrifft, so ist zwar nur das Hühnerei genauer erforscht, jedoch dürfte die Mehrzahl der übrigen Eier auf ganz ähnliche Weise zusammengesetzt sein, obschon der Geschmack der verschiedenen ein verschiedener ist. Zunächst fällt bei jedem Eie die Schale und innerhalb derselben, das Weiße oder Eiweiß, sowie das Eigelb oder der Dotter in die Augen; als Nahrungsstoff kommen nur der Dotter und das Eiweiß in Betracht. – Das Weiße des Eies bestehet zum größten Theile aus Wasser (82–88%), in welchem Eiweiß (etwa 12–15%) und solche Salze, die sich auch im menschlichen Blute befinden, aufgelöst enthalten sind. Sodann findet sich darin noch eine geringe Menge von Fett, Zucker, freien Gasen und extraktiven Materien, welche für uns ohne besondern Werth sind. Nun halte man aber das gallertartige Eierweiß, wie man es aus frischen Eiern erhält, nicht etwa blos für ein durch Wasser aufgequollenes Eiweiß nebst anhängendem Fett und eingemengten löslichen Stoffen, denn es enthält auch noch unlösliche, feine Häutchen, welche erst auf Zusatz von Wasser sichtbar werden und das Eiweiß nach verschiedenen Richtungen hin durchkreuzen und einhüllen. Wie allem Eiweiße, so kömmt auch dem Eiereiweiß die Eigenschaft zu, durch Hitze fest zu werden, zu gerinnen, und in diesem Zustande weit schwerer verdaulich zu sein, als im flüssigen. – Der Dotter oder das Eigelb, welches eine sehr zähe, dicke, bald gelbrothe bald schwefelgelbe Flüssigkeit darstellt, besteht wie das Eiweiß ebenfalls zum größten Theile aus Wasser (gegen 48–85%), und in diesem ist ein Gemenge von Eiweiß und Käsestoff, das sogenannte Vitellin (etwa 17%) aufgelöst, auch befinden sich in dieser Lösung, wie in der Milch eine Unzahl von Kügelchen und Fettbläschen. Die Dotterkügelchen, welche viel (29%) flüssiges, phosphorhaltiges und phosphorfreies Fett (Eieröl), sowie gelben Farbstoff enthalten, sind ebensowohl den Milch- oder Butterkügelchen (s. Gartenlaube Nr. 12 S. 131), wie auch den Blutkörperchen zu vergleichen; ihr Fettreichthum stellt sie den Milchkügelchen, ihr Gehalt an Phosphor und eisenhaltigem Farbstoff den Blutkörperchen näher. Uebrigens trifft man im Eidotter auch noch auf die gewöhnlichen Salze thierischer Substanzen, besonders auf Kaliumverbindungen, während im Eiweiße Natriumverbindungen und Chlormetalle vorherrschen. Kurz, betrachten wir die chemische Zusammensetzung des ganzen Eies, so ergiebt sich, daß dasselbe dem Blute und der Milch fast ganz ähnlich aus Wasser, Eiweißsubstanzen, Fett, Salzen und Eisen zusammengesetzt ist und demnach ein ausgezeichnetes, sogar sehr concentrirtes Nahrungsmittel sein muß; es muß ein solches aber auch schon deshalb sein, weil das Ei als die materielle Grundlage vollständiger Organismen alle zur Neubildung erforderlichen Materien im richtigen Verhältnisse enthalten muß.

Das Verdauen der genossenen Eier ist danach sehr verschieden, ob das Eiweiß derselben (im Weißen, wie im Dotter) flüssig oder fest war. Das noch flüssige Eiweiß (roher oder weicher Eier) wird nämlich schon nach ein bis zwei Stunden vom Magen aus in’s Blut geschafft, ist demnach sehr leicht verdaulich, während dies mit dem geronnenen Eiweiße erst nach fünf bis sechs und noch mehr Stunden geschieht. Am Schnellsten findet die Verdauung flüssigen Eiweißes dann statt, wenn nur wenig auf einmal in den leeren Magen gebracht wird, denn Versuche lehrten, daß das Eiweiß von nur einem Ei schon nach Verlauf einer Stunde aufgesogen war, das von mehreren Eiern dagegen erst nach zwei bis drei Stunden. Es erleidet übrigens auch das flüssige Eiweiß innerhalb des Magens durch Einwirkung des Magensaftes eine geringe Umwandlung, indem es löslicher, weniger leicht gerinnbar und dem Bluteiweiß ähnlicher wird. Das geronnene Eiereiweiß lößt sich aber dann etwas schneller auf, sobald es in

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_326.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)