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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

recht kleinen Stückchen (also gut gekaut) in den Magen gelangt, während große Stücken fast niemals ganz aufgelöst werden. Sonach würde einem schwachen Magen nur flüssiges Eiweiß zu empfehlen sein und stets sollte hartes Eiweiß gut gekaut werden.

Das Fett des Dotters, auf welches der Magensaft gar keine Wirkung ausübt, wird im Dünndarme wie alle übrigen Fette durch die Galle und den Darmsaft, vielleicht auch noch durch den Bauchspeichel in so feine Partikelchen zertheilt, daß es einer Mandelmilch ähnlich sieht und leicht von den Saugadern aufgesogen und in das Blut geschafft werden kann. – Bei den Chinesen gelten Eier, die halb bebrütete Junge enthalten, für Leckerbissen.

Bau des gelegten, unbebrüteten Hühnereies. Jedes dieser Eier wird zunächst von zwei Schalen umgeben, von denen die äußerste auch schlechthin Schale genannt wird, hart ist und hauptsächlich aus kohlensaurem Kalke besteht. Sie läßt, trotz dem daß sie ohne Poren ist, doch Luft und Wasserdunst durch sich hindurchtreten. An ihrer innern Fläche befindet sich die zweite, weiche, häutige Schale oder die Schalenhaut; sie ist aus zwei Blättern zusammengesetzt, von denen das äußere durch kleine Wärzchen in Grübchen der harten Schale festhängt, das innere dagegen glatt und dem Eiweiß zugekehrt ist. Am stumpfen Ende (Pole) des Eies weichen diese beiden Blätter der Schalenhaut aus einander und lassen hier den sogenannten Luftraum zwischen sich, der aber erst nach dem Legen des Eies entsteht und sich beim längern Liegen und Bebrüten des Eies sehr vergrößert. Das Weiße des Eies, äußerlich vom innern Blatte der Schalenhaut umgeben und rings um das Dotter liegend, ist eine concentrirte Eiweißlösung, welche in einem zarten Maschennetze eingeschlossen ist und von den beiden Hagelschnüren durchsetzt wird. Die äußere Schicht des Eiweißes ist dünnflüssiger, die innere dagegen dickflüssiger und zäher, besonders an den Enden (Polen) des Eies, rings um die Hagelschnüre herum. Die vom Eiweiße umgebene Dotterkugel, der Dotter, das Eigelb, welches ihres Fettgehaltes wegen leichter als das Eiweiß ist, befindet sich, man mag das Ei drehen wie man will, doch stets dem nach oben gehaltenen Theile der Schale etwas näher und nicht im Mittelpunkte des Eies. Es besteht der Dotter, wie schon gesagt wurde, aus Körnchen, Kügelchen und Fettbläschen und wird von einer ganz feinen, durchsichtigen Haut, der Dotterhaut, eingeschlossen. Im Mittelpunkte des Dotters befindet sich eine Stelle (Centralhöhle) aus hellerer Dottermasse und von dieser führt ein Gang mit ebensolcher Dottermasse nach der Oberfläche des Dotters zum Keimbläschen hin, welches jetzt dicht unter der Dotterhaut liegt, früher aber im Mittelpunkte des Dotters lag und von einer hellen gefärbten Schicht des Dotters, der sogenannten Keimschicht, Keimscheibe oder Dotterscheibe, umgeben wird. Im befruchteten und ausbrütungsfähigen Eie findet sich hier dicht unter der Dotterhaut der sogenannte Hahnentritt oder die Narbe, welche als ein scheibenförmiger, weißer Fleck durchschimmert und aus dem Keimhügel und Keime besteht, welcher letztere von Hofringen (Halonen) umgeben ist und sich durch das Bebrüten zum jungen Vogel entwickelt (s. in einem spätern Aufsatze). Noch sind dann schließlich die Hagelschnüre oder Chalazen zu erwähnen, zwei spiralig gedrehte Fäden, die sich von der Dotterhaut, die eine zum stumpfen, die andere zum spitzen Ende oder Pole des Eies, durch das Eiweiß hindurch zieht. – Bald nach dem Anfange, schon in den ersten Stunden der Bebrütung, trennt sich, natürlich nur in Eiern mit Hahnentritte, der Keim vom Dotter und wird zur Keimhaut, die sich dann allmälig zum Vögelchen fortbildet.

NB. Die Verderbniß der Eier beruht auf der Fäulniß, besonders des Eiweißes, mit Hülfe des Sauerstoffs der im Luftraume des Eies befindlichen atmosphärischen Luft. Man würde deshalb Eier recht gut und sehr lange vor dieser Fäulniß bewahren können, wenn man frisch gelegte Eier, die ja noch keinen Luftraum haben, vor dem Lufteintritt dadurch schützte, daß man ihre Schale durch Bestreichen mit Fett, Gyps mit Fett, Kautschuk, Collodium u. dergl. luft- und wasserdicht machte.

(B.) 




Bilder aus Varna.
Ankunft in Varna. – Ein gut Quartier. – Der Hafen von Varna. – Besuch auf einer türkischen Fregatte. – Der Capitain des Schiffes. – Die Kajüte. – Das Innere eines türkischen Kriegsschiffes. – Wie die türkischen Matrosen diniren. – Englische Waghalsigkeit. – Befestigung Varna’s.

Da wir unsere Ankunft in Varna durch unseren vorausgeschickten Dollmetscher Stephan-Gregorio hatten vorher anzeigen lassen, so erhielten wir trotz der nächtlichen Stunde, indem die ganze Stadt, mit Ausnahme ihrer vielen Straßenhunde und der Wächter schon begraben lag, doch noch ein sehr gutes Quartier. Das gütige Geschick wollte, daß dasselbe bei einem alten, echten Türken und nicht wie leider bisher immer der Fall gewesen, bei einem Griechen im Hause war, und wir hatten wahrlich alle Ursache mit diesem Tausche zufrieden zu sein. Mit würdevollem Anstand empfing uns der alte Achmed, so hieß unser Wirth, ein sich zur Ruhe gesetzter früherer Schiffscapitain und das „Islam aleihum,“ womit er uns an der Schwelle des Hofes begrüßte, klang so herzlich, daß man schon dem Tone seiner Stimme es anmerken konnte, wie wirklich gut es gemeint sei.

Ein kleines Gartenhaus, in dem zwei leere Zimmer für die beiden englischen Offiziere und mich und einige kleine finstere Kammern für Stephan-Gregorio und den anderen Diener sich befanden, diente zu unserer Behausung und stand uns zur alleinigen Verfügung. Auf unserer ganzen Reise hatten wir kein so gutes Quartier gehabt und waren wirklich froh, daß wir hier ein solches bekommen. Zwar war das Ameublement unserer beiden Zimmer fast mehr wie einfach und bestand nur aus einigen großen, groben Wollenteppichen, die in der einen Ecke lagen und des Nachts zum Schlafen, des Tages aber zum Sitzen dienten und zwei großen, kaum vier Fuß hohen Tischen von einfach weißem Holz, nebst einigen Waschgefäßen von grobem Thon und einem Kohlenbecken, wie solche in der ganzen Türkei üblich sind. Der große Vorzug dieser Wohnung war aber ihre lobenswerthe Reinlichkeit und der gänzliche Mangel an Ungeziefer jeglicher Art, und wer je in diesen Gegenden gereist ist, weiß, was dies zu bedeuten hat. Aus unseren Fenstern, die des Nachts durch hölzerne Läden geschlossen wurden, bei Tage aber völlig offen standen, da Fensterscheiben von Glas nicht vorhanden waren, hatten wir eine schöne, freie Aussicht auf den Meerbusen, an dem Varna liegt, und da der Ort selbst, wie alle bulgarischen Festungen, im Innern schmutzig und sehr häßlich ist, so war dies keine geringe Annehmlichkeit für uns. Die Verpflegung, die wir von unserem Wirthe bekamen, bestand des Morgens in sehr gutem Kaffee, alles Uebrige kochte entweder Stephan-Gregorio mit der größten und wirklich anerkennenswerthen Geschicklichkeit, die er in allen solchen Dingen besaß, auf einem kleinen Herd oder wir nahmen unsere Mahlzeiten in einer gerade nicht sehr lobenswerthen Restauration ein, die von einem widerlich zudringlichen und geschwätzigen Griechen verwaltet wurde. An Lebensmitteln aller Art war übrigens kein Mangel und besonders Hammelfleisch, Feldhühner, Tauben, treffliche Seefische, dann Reis, Mais, Hirse, Melonen, sonstige schmackhafte Früchte und dazu guten griechischen und italienischen Wein konnte man vollauf, wenn auch freilich zu etwas theuren Preisen bekommen. Ich selbst blieb übrigens nur einige Tage in Varna, da ich von dort wieder nach der Donau ritt, um diese stromaufwärts heraufzudampfen, meine beiden englischen Gefährten aber, von denen ich mich hier trennte, indem dieselben später nach Constantinopel reisten, verweilten mehrere Wochen daselbst.

Ziemlich hoch stand am andern Morgen schon die Sonne am Horizont, als wir aufwachten und unseren freundlichen Wirth, seine lange Morgenpfeife gemächlich rauchend, vor unserem Lager stehen sahen. „Was beliebt Euch meine Herren,“ lautete die Frage des guten Alten und er freute sich sehr, als wir ihm sagten, daß wir vortrefflich geschlafen hätten und mit unserem Quartier überhaupt vollkommen zufrieden wären. Unser erster Gang, nachdem wir den Kaffee getrunken, war nun zum Meere, was gar so verlockend vor unseren Augen sich ausbreitete, um ein Bad in demselben zu nehmen. Ein leichtes Boot von einem kräftigen türkischen

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