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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Ein Besuch bei Friedrich Gerstäcker.

Friedrich Gerstäcker.

Friedrich Gerstäcker, der Weltumsegler und beliebte Erzähler, ist eine der merkwürdigsten und interessantesten Persönlichkeiten in unserer an ungewöhnlichen Charakteren so armen Zeit. Die Leser werden uns also gern zu ihm begleiten.

Wir treten in ein ziemlich großes Zimmer. Vom Sopha erhebt sich eine junge Frau von zartem Bau und mittelgroßer Gestalt mit klugen Augen, feinen Zügen und einem Munde, der sehr deutlich Charakterfestigkeit und Entschlossenheit verräth. Sie legt ein englisches Buch, in dem sie gelesen, aus der Hand, während sie den Gruß des bekannten Besuchers erwiedert. Vor ihr auf einem großen prächtigen Tigerfell, das als Teppich dient, – eine Jagdbeute des Hausherrn aus Java – spielen, freundschaftlich über einander kollernd, ein kräftiger Knabe von etwa sechs Jahren und Booz, ein gutmüthiger Neufundländer. Auf einem Tischchen fallen als Nippes allerlei niedliche und seltsame chinesische und japanische Arbeiten in das Auge, nebst Korallen, Muscheln etc.

Nach einiger Zeit öffnet uns die Gattin des Reisenden freundlich die Thür selbst des Nebenzimmers, das halb wie das Studirzimmer eines Gelehrten, halb wie ein Kuriositäten-Cabinet aussieht.

An einem großen eleganten Schreibtisch, auf dem die musterhafteste Ordnung herrscht, sitzt rasch schreibend ein Mann in türkischem Schlafrock. Aber sogleich springt er auf und nicht blos der Mund, auch die Augen sagen uns ein herzliches Willkommen. Er ist 38 Jahre alt, von mittlerer Größe, kräftigem Knochenbau und sehnigen Gliedern; sein Kopf mit dem schwarzen vollen Bart und dem buschigen Haar, mit den blitzenden kecken Augen, und dem festgeschlossenen Mund überzeugt uns auf den ersten Blick, daß wir vor einem Manne stehen, dem kein Wagniß zu kühn und kein Unternehmen zu schwer ist, während zugleich ein Zug um den Mund und ein Blick des Auges sagen, wie gern und herzlich er lacht.

Doch sehen wir uns in dem Zimmer um. Da über dem Büchergestell, das vorzugsweise Reisewerke enthält, hängt „der

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_433.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)