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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Denn als er langsam nun und still
Aufsteht, als ob zum Herrn er will –
Dem Tiger gleich springt da zur Wand
Des Zelt’s er, dran gelehnet stand
Die Amme mit dem Kind im Arm,
Es sicher wähnend jedem Harm –
Und eh’ es wehren kann der Lord,
Hält hoch er’s ob des Meeres Bord!

Der Edelmann, so hart und keck,
Wie bald wirft jetzt den Stolz er weg!
Mit seiner Gattin flehend hin
Sieht man vor dem Vasall ihn knie’n.
„Gieb, Murdoch, mir mein Kind zurück –
Sei frei zur Stund’! – Nie an Dein Glück
Mehr tasten will ich fortan je,
So wahr ich einst zu Gott eingeh’!“

„„Die Rach’ ist mein jetzt, und erfüllt
Will ich sie seh’n!““ – ruft Murdoch wild; –
„„Laß peitschen von der Diener Schaar
Du Lord, Dich, wie zur Stund’ ich’s war!““ –
Und als die Gattin weinend fleht,
Zerknirscht der Ritter in sich geht: –
Daß er sein Kind erretten mag –
Giebt sich der Vater preis der Schmach. –

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 583. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_583.jpg&oldid=- (Version vom 16.6.2023)