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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

heilbar“; nämlich durch die Pinter’schen Ohrenpillen. – 5. Ueber Lang’s Reinigungspillen; Präservative und Heilmittel gegen alle Krankheiten aus verdorbenen Säften und Geblüte. – 6) Scheltz „der Darmkanal“ u. s. f.; empfiehlt die Strahl’schen Hauspillen. – 7) Chronische Nervenkrankheiten von Dr. Fleischer; mit Empfehlung der Hilton’schen Nervenpillen. – 8) Dr. Herrmanns Schutzmittel gegen Pollutionen; empfiehlt die Hilton’schen Nervenpillen und ein Instrument. – (NB. Ueber die Zusammensetzung der empfohlenen Geheimmittel s. Gartenlaube 1855. Nr. 47.)

Die Berendsohnsche Buchhandlung in Hamburg verlegte: 1) Dr. Francois St. Gervile „keine Hautkrankheiten mehr“; mit Empfehlung von Flechtenkapseln – 2) Dr. Pierre Cormenins „die Hämorrhoiden, das wahre Wesen und Heilung derselben“ (mit Antihämorrhoidal-Salbe von Laroze). – 3) Dr. B. West „die Schwindsucht heilbar“; durch neuentdecktes Mittel. – 4) Dr. Laroze „Nervenleidende! hört auf den Rath des in Behandlung der Nervenkrankheiten weltberühmten Arztes Dr. Laroze.“ Eine Empfehlung des Laroze’schen Syrups. – 5) Dr. Clement „die Heilung der Taubheit“; (mit Balsam und Gehörpillen). – 6) Dr. Magnus „Reiniget das Blut“ (durch Morison’sche Pillen). – 7) Das grüne Buch oder die verschwiegenen Krankheiten von Dr. Albert-Pouillet; (mit Empfehlung der Laroze’schen Copaivbalsamkapseln und einer blutreinigenden Pflanzenessenz).

Im Verlage von F. Jansen u. Comp. in Weimar erschienen: 1) Noth- und Hülfsbüchlein für Brustleidende von Dr. Höcker, prakt. Arzt zu Magdala; empfiehlt Dr. Kerry’s Brustthee und Brustsyrup (von ersterem kostet das Säckchen 1 Thlr., von letzterem die Kruke 2 Thlr.). – 2) Praktische Belehrungen für Nervenleidende, von Dr. Venus, Großh. Amtsphysicus; mit Empfehlung der spanischen Kloster-Essenz, von welcher die Flasche blos 1 Thlr. kostet, - „aber zum Beginn einer Kur können weniger als 6 Flaschen nicht wohl dienen“. – 3) Belehrungen über Gicht und Rheumatismus von Dr. Venus; mit Bezugnahme auf Stanley’s Gicht- und Rheumatismusleder (in Paketen zu 3 Thlr.). – 4) Heilmittel gegen Hautkrankheiten, von Dr. Schwabe, großh. sächs Amtsphysicus; empfiehlt das Kummerfeld’sche Waschwasser (die Flasche zu 2 Thlr. 5 Ngr.). – 5) Sichere Hülfe für Männer, von einem prakt. Arzte und großh. sächs Medicinalbeamten. Mit Empfehlung der Stanley’schen Kraftessenz (die Flasche zu 2 Louisd’or). – 6) Hülfe für Augenkranke von Dr. Händel, Arzte zu Neustadt; empfiehlt Dr. White’s Augenwasser (das Fläschchen zu 15 Gr.); „mit weniger als 4 Gläschen kann nicht angefangen werden“.

Die ergiebigsten Fabriken populär-medicinischer Schriften waren früher die Buchhandlungen von G. Basse und Ernst in Quedlinburg und C. F. Fürst in Nordhausen. Unter den verschiedensten Namen schrieb die meisten dieser Schriften derselbe Dr. phil. Carl Schöpfer, welcher jetzt die Erde stillstehen und die Sonne sich bewegen läßt.

Erblindung heilbar von A. J. Barth in Cassel. Nach schriftlicher Aufzeichnung eines Erblindeten, welcher von seinen Aerzten als unheilbar erklärt, aber nach Anwendung des Geranium robertianum wieder sehend wurde. Es ist dieses Schriftchen ein mit lateinischen und medicinischen Worten durchwebtes Romanchen, an dessen Ende folgender Rath gegeben wird: „man binde Storchschnabelkraut frisch in 3 oder 5 kleine Bündel, umgebe sie mit einem dünnen Leinwandlappen und lege sie so eingewickelt fest in den Nacken des Kranken. Sowie diese Bündel dürre geworden, werden sie abgenommen und in fließendes Wasser geworfen, dagegen 3 oder 5 frische aufgelegt und so fortgefahren.“ Dieses Mittel soll nicht blos viele Blinde wieder sehend gemacht, sondern außer Augen- auch noch Gehörkrankheiten, Flüsse und Nervenschwäche geheilt haben.

Dr. Strahl, königl. preuß. Sanitätsrath in Berlin, „über die wahren Ursachen der habituellen Leibesverstopfung und die zuverlässigsten Mittel, diese zu beseitigen“; 5te Aufl; Schröder’sche Buchhandl. Der Verf., welcher par correspondence sehr erfolgreich zu kuriren behauptet, jagt in dieser Schrift den Leuten, zumal den stuhlsüchtigen Hypochondristen, zuerst einen tüchtigen Schreck über die Nachtheile der Verstopfung ein, erklärt sodann als Ursache derselben eine Verengerung des Grimmdarmes in Folge eines Dickdarmstockschnupfens (partieller Auflockerung der Schleimhaut), sowie einer Verengerung durch Verwachsungen, und empfiehlt schließlich seine Haus-Pillen, von denen es 3 Gattungen giebt. Ueber diese Pillen, deren Debit Hr. St. nicht erlaubt worden ist, und über die Strahl’sche Verstopfung fällte das Medicinal-Ministerium in Berlin folgendes Gutachten: „Die von Herrn St. angegebene Ursache der habituellen Leibesverstopfung kann keineswegs als die allgemeine oder auch nur in den meisten Fällen dem Uebel zu Grunde liegende betrachtet werden. Daß dieselbe zu den mannigfaltigen Ursachen des genannten Uebels gehöre, sei den Aerzten bekannt und könne also von St. die Kenntniß derselben als seine Entdeckung nicht in Anspruch genommen werden, wie auch den von ihm als spezifisches Mittel gegen das Uebel bezeichneten Pillen diese Wirkung nicht zugeschrieben werden könne.“ Nach St. neuesten Erfahrungen haben seine Hauspillen auch die Fähigkeit, die Gallensecretion zu reguliren, die Verdauungsthätigkeit zu normalisiren und dadurch vor der Cholera (deren Wesen in Lähmung der Leber besteht) zu präserviren.

Franzbranntwein und Salz wird als Universalheilmittel bei allen äußeren und inneren Krankheiten in zwei Schriftchen angepriesen, von denen das eine den Titel führt: „Hülfe ohne Arzt“ von W. Lee; das andere (zugeklebte) soll von einem alten Schäfer in Schlesien stammen und ist betitelt: „höchst einfaches Universalmittel“ bei Erbe in Hoyerswerda, wo auch die Flasche dieser Salzlösung für 1 Thlr. zu haben ist.

Dr. Bastler’s Anleitung zur Verhütung und Heilung der Cholera, durch die Anwendung der Choleratinktur (das Fläschchen 1 Thlr.). Diese Tinktur besteht aus Wachholder-, Anis- und Cajebutöl, Zimmttinktur, Haller’sches Sauer und Hoffmann’sche Tropfen, und wirkt als heftiges Reizmittel sehr nachtheilig auf die Magenschleimhaut.

Ein Wort über Nervenleiden und ihre sichere Heilung, von Dr. Max Hoffmann; bei Matthes in Leipzig. Nach franco Einschickung eines Ducaten in Gold an die Buchhandlung erhält Patient eine Flasche mit Waschwasser, welches er Morgens und Abends mit der flachen Hand in das Kreuz und den Unterleib einreibt.

Die Kiesow’sche Lebensessenz in Augsburg (in Leipzig bei Gebr. Tecklenburg), von welcher die Flasche 1 Fl. 20 Kr. kostet, stellt nicht nur die verlorene Gesundheit wieder her (sie dient in allen äußern und innern Krankheiten), sondern verlängert auch das Leben.

Radicale Heilung der Brüche, von Krüsi–Altherr, prakt. Brucharzt in Gais; mittels eines zusammenziehenden Pflasters (zu 3 Gulden), welches, wie uns ein Patient schrieb, unter unausstehlichen Schmerzen und Vereitern der Haut gar nichts hilft.

Schließlich warne ich nun nochmals Jeden, dem seine Gesundheit lieb ist, sich nicht mit Geheimmitteln und von einem Arzte brieflich (par correspondence behandeln zu lassen, weil die Krankheiten, wenn sie überhaupt zu ergründen sind, stets erst nach sehr genauer Untersuchung des Patienten ergründet werden können und weil ganz ähnliche Krankheitserscheinungen den verschiedenartigsten Krankheiten zukommen können. So finden sich z. B. die Erscheinungen des Blutandranges nach dem Kopfe in ganz gleicher Weise auch bei Blutarmuth des Gehirns u. s. w. Nur ein gewissenloser Charlatan oder ein unwissender Heilkünstler kurirt ohne vorherige Untersuchung des Patienten aus der Ferne.

Bock 
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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_108.jpg&oldid=- (Version vom 21.8.2021)