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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

sie im Alter, wo die Menge der Erde größer ist, weit leichter zerbrechen. Die Verbrennlichkeit (Calcination) der Knochen rührt von ihrer knorpligen Grundlage her, ihre Undurchsichtigkeit, weiße Farbe, Schwere und die Fähigkeit der Fäulniß zu widerstehen, von den erdigen Bestandtheilen. – Die äußere Oberfläche der Knochen ist von einer festen, sehnigen Haut, der Knochenhaut oder dem Periost, überzogen, welches insofern die Ernährerin (Matrix) des Knochens ist, als seine zahlreichen Blutgefäße Aestchen in das Knochengewebe hineinschicken. Diese Haut ist ebenso wie das Knochengewebe äußerst arm an Nerven und deshalb wie dieses im gesunden Zustande empfindungslos; durch Krankheit können aber beide sehr schmerzhaft werden. Da die Ernährung (der Stoffwechsel) im Knochengewebe ziemlich langsam vor sich geht, so kommen auch Krankheiten in demselben, sowie deren Heilungsprocesse, nur sehr allmälig zu Stande.

Das knöcherne Gerüste des menschlichen Körpers wird, wie dieser selbst, in folgende Abtheilungen gebracht: in den Kopf (mit 28 Knochen), den Rumpf (mit 53 Knochen) und in die Gliedmaaßen (mit 132 Knochen), von denen es zwei obere oder Arme (mit 68) und zwei untere oder Beine (mit 64 Knochen) gibt.

a) Schädel. b) Gesicht. c) Halswirbel. d) Brustwirbel. e) Lendenwirbel. f) Kreuzbein. g) Schwanzbein. h) Beckenknochen. i) Brustbein. k) Rippen. l) Schlüsselbein. m) Schulterblatt. n) Oberarm. o) Speiche. p) Ellenbogenbein. q) Handwurzel und Mittelhand. r) Finger. s) Oberschenkelknochen. t) Kniescheibe. u) Schienbein. v) Wadenbein. w) Fußwurzel und Mittelfuß. x) Ferse. z) Zehen.

– Das Knochengerüste des Kopfes bildet mit seinem obersten Theile, d. i. der Schädel (a) aus 8 Knochen (das Stirn-, Hinterhaupts-, Keil- und Siebbein, die Schädel- und Schläfenbeine mit dem innern Gehörorgane), eine schützende Kapsel für das Gehirn, während seine untere Abtheilung oder das Gesicht (b), welches von 14 Knochen (den Wangen-, Nasen-, Oberkiefer-, Thränen-, Gaumen- und Nasenmuschelbeinen, dem Unterkiefer und Pflugschar) gebildet wird, Höhlen für die Sinne enthält, wie die Augen-, Nasen- und Mundhöhle (mit dem Zungenbeine am Halse). – Das Knochengerüst des Rumpfes, an welchem man Hals, Brust, Bauch und Becken unterscheidet, besitzt als Grundlage an seiner hintern Fläche oder am Rücken die Sförmig gekrümmte Wirbelsäule oder das Rückgrat, welches aus 26 einzelnen Knochen zusammengesetzt ist, nämlich aus 24 Wirbeln: 7 Hals- (c), 12 Brust (d) und 5 Lendenwirbeln (e); aus dem Kreuz- (f) und Schwanzbeine (g). Mit den Brustwirbeln stehen auf jeder Seite 12 Rippen (k) in Verbindung, welche sich vorn in die Rippenknorpel verlängern und sich mit diesen zum Theil an das Brustbein (i) anlegen, so den Brustkasten, Thorax, bildend, in dessen zu erweiternder und verengernder Höhle sich die Lungen und das Herz befinden. An die Seitenfläche des Kreuzbeins legt sich rechts und links ein, aus dem Hüft-, Sitz- und Schambeine zusammengesetzter Beckenknochen (h) an, und auf diese Weise wird als unterster Theil des Rumpfes durch die beiden Beckenknochen, das Kreuz- und Schwanzbein, das Becken aufgebaut, dessen Höhle Därme, Harn- und Sexualorgane aufnimmt. – Am Knochengerüste des Armes oder der obern Gliedmaaße heißt das oberste, vom Schlüsselbeine (l) und Schulterblatte (m) gebildete Stück, die Schulter; an diese stößt der Oberarm mit einem einzigen Knochen, dem Oberarmbeine (n), dessen unteres Ende sich am Ellenbogen mit dem Vorderarme verbindet, welcher 2 Knochen besitzt, von denen der eine die Speiche (o), am äußern oder Daumenrande, der andere das Ellenbogenbein (p) genannt wird. An den Vorderarm heftet sich unten die Hand mit ihren 3 Abtheilungen, deren oberste die Handwurzel (q) (aus dem Kahn-, Mond-, dreieckigen, Erbsen-, Haken-, Kopf-, großen und kleinen vieleckigen Beine), die mittlere die Mittelhand (aus 5 Mittelhandknochen) und die unterste die Finger (r) sind. – Das Knochengerüste des Beines oder der untern Gliedmaaße ist an das Becken durch den Oberschenkel befestigt, dessen Oberschenkelbein (s) sich oben mit seinem Kopfe in der Pfanne des Beckenknochens bewegt, unten am Kniee (mit der Kniescheibe t) an den Unterschenkel stößt, welcher aus dem dicken Schienbeine (u) und dem dünnen Wadenbeine (v) besteht. Beide Unterschenkelbeine schwellen an ihrem untern Ende zu den Knöcheln an und verbinden sich mit dem Fuße, dessen hintere Abtheilung Fußwurzel (w) (aus Sprung-, Fersen- (x), Kahn-, Würfel- und 3 Keilbeinen), die mittlere der Mittelfuß (aus 5 Mittelfußknochen), und die vordern die Zehen (z) heißen.

(Ueber die Muskeln, die naturgemäße Pflege und Ausbildung des Knochen- und Muskelsystems, sowie über den Ursprung und die Behandlung von Krankheiten der Knochen und Muskeln nächstens.)

Bock.




Schwäbische Geister- und Teufelsgeschichten.
Ein kulturhistorischer Beitrag.

Das schöne Schwaben hat nicht nur einen David Friedrich Strauß hervorgebracht, der die Aufmerksamkeit der Leute von den ober- und unterirdischen Geistern ab- und der diesseitigen Geisterwelt zuzulenken bemüht war, sondern auch einen Justinus Kerner, der unbeschadet seiner Freundschaft zu dem genannten Strauß, im Gegentheil schon seit Jahren von jener unsichtbaren und unfaßbaren Geisterwelt in allem Ernste viel Aufhebens macht und nicht blos von ihrem Hereingreifen in die diesseitige Welt überhaupt, sondern sogar von ihrem speciellen Umgang mit speciellen Personen steif und fest überzeugt ist. Was Wunder, wenn die Ansichten selbst Gebildeter mehr zu Kerner, als zu Strauß neigen? Liegt es doch in der Natur einen jeden Menschen, sich zu einer Geisterwelt hingezogen zu fühlen, die nicht an die Gesetze, welche unsere unvollkommene Wissenschaft kennt, gebunden ist und da, wo der Verstand seine Grenzen hat, der Phantasie einen unendlichen Spielraum läßt.

Und phantasiereich sind die Schwaben. Schade nur, daß das Niveau der allgemeinen Bildung noch keine solche Höhe erreicht hat, daß der sichere Kernpunkt zwischen unbedingtem Leugnen alles höheren Einflusses und dem unbedingten Fürwahrhalten gutgemeinten Geisterglaubens und betrügerischer Gaukelei noch nicht gewonnen ist. Wie viel in letzterem Artikel bei uns gemacht wird –

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_185.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)