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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

Kartoffeln mit Erbsen: 1 Metze Erdäpfel, 21/2 Zpfd. Erbsen, 1/4 Zpfd. Mehl, 3/10 Zpfd. Speck. – Grüne Bohnen mit dergl.: 1 Metze Bohnen, 21/2 Zpfd. Erbsen, 1/4 Zpfd. Mehl, 3/10 Zpfd. Speck.
Spinat mit Maismehl: 1/2 Korb Spinat, 2 Zpfd. Maismehl, 1/4 Zpfd. Gerstenmehl, 6/10 Zpfd. Fleisch. – Petersilie mit Erbsenmehl: 1/20 Korb Petersilie, 2 Zpsd. Erbsenmehl, 1/4 Zpfd. Gerstenmehl; 6/10 Zpfd. Fleisch. Dazu das nöthige Gewürz oder Küchenkräuter.
3) Besondere (Lieblings-) Gerichte sind mancher Orten:
Dampfnudeln: 1 Zpfd. Weizenmehl II., 1/4 Kanne Rahm, 5 Eier, 4 Löffel dicke Hefen, 3/10 Zpfd. Butter, etwas Muskatnuß und Zucker.
Eierkuchen: 1 Zpfd. Weizenmehl II., 21/3 Kanne Milch, 10 Eier, 2 Zpfd. Semmel, 3/10 Zpfd. Butter.
Klöße: 2 Zpfd. Weizenmehl II., 1 Metze Erdäpfel, 3/10 Zpfd. Speck, 1/2 Zpfd. Semmel, 3/10 Zpfd. Butter zu Sauce.
Kürbisbrei: 5 Stück kleine Kürbis, 2 Kannen Milch, 3/10 Zpfd. Butter, 3/10 Zpfd. Hirse, etwas Ingwer.
Polenta-Auflauf: 2 Zpfd. Maisgries, 2 Kannen gute Milch, 3/10 Zpfd. Butter, etwas Zitronenschale oder gewiegte Schalotten.
Gedämpfte Aepfel: 2 Metzen grüne Aepfel, 1/4 Metze Zwiebeln, 3/10 Zpfd. Schweinefleisch, 1/10 Zpfd. Semmel.
In jeder Gegend giebt es sogenannte Leibessen, welche nach obigem Maßstab zusammengesetzt werdn können.
4) Salate.
Staudensalat: 1/3 Korb oder 20 grüne Salatköpfe, 1/10 Zpfd. Speiseöl, 1 Kanne Essig. Zwiebelröhren, Salz.
Krautsalat: 1/4 Schock Rothkraut, 3/10Zpfd. Speck, 1 Kanne Essig. – Gurkensalat: 1/4 Schock Gurken, 1/10 Zpfd. Tafelöl, 1 Kanne Essig. – Kartoffelsalat: 13/4 Metze Erdäpfel; Bohnensalat: 13/4 Metze grüne Bohnen; Selleriesalat: 13/4 Sellerieknollen; zu jedem 1/10 Zpfd. Tafelöl, 1 Kanne Essig; an jedes 6 Hectas Pfeffer oder gepulverte Küchenkräuter, als Thymian, Basilikum, Bohnenkraut, Lavendel etc.
Rothe Rübensalat: 13/4 Metze Rübenknollen, 1/10 Zpfd. Kümmel, 1 Kanne Essig.
C. Zur Abendkost.
1) Suppe wie früh Morgens nach Auswahl.
2) Kartoffeln in der Schale: 2 Metzen, 3/10 Zpfd. Butter, etwas Kümmel und Ingwer; auf 10 Personen.
3) Die vorbeschriebenen Salate.
4) Kaltschale für die warme Jahreszeit.
Bierkaltschale: 8 Kannen Bier, 8 Kannen Kovent, 2 Zpfd. Brot, 4/10 Zpfd. Syrup.
Koventkaltschale: 7 Kannen Halbbier, 2 Zpfd. Brot, 4/10 Zpfd. Syrup.
Heidelbeerkaltschale: 5 Kannen Heidelbeeren, 1 Zpfd. Brot, 5 Kannen Milch. :Wasserkaltschale: 1 Kanne Himbeeren, 2 Zpfd. Brot, 1/6 Kanne Essig, 7 Kannen Wasser.
Ferner als Zukost zu Butterbrot gut eingetheilt: saure Gurken, Rettig, gesottene Eier, Ragout, Quarkkäse, grünes Obst, feingeriebenen Meerrettig, gehackte Zwiebeln, Brunnenkresse, Kerbel etc. gehörig vermengt oder (nicht zusammenpassend) für sich allein.

Den Kostenpunkt betreffend. Wenn der Scheffel Roggen 5 Thaler kostet, so kommt 1 Portion Frühsuppe nach obenstehendem Mengeverhältniß höchstens auf 3 Pf., 1 Portion Mittagsessen auf 61/2 Pf., 1 Portion Abendgericht auf 31/2 Pf., alle 3 Tagsmahlzeiten circa durchschnittlich 13 Pf. zu stehen, d. h. ohne Feuerungsmaterial und Zubereitungskosten. 11/2 Zpfd. gutes hausbacknes Brot in großen Lieferungen 13 Pf.

Billigkeit der Nahrung scheint eine sehr einfache Forderung zu sein, und doch ist diese Billigkeit nicht einfach nach dem Kostenpunkte, sondern nach mehrerlei sehr wesentlichen Eigenschaften der Nahrungsmittel zu beurtheilen. Niemand schafft sich einen Tuchrock an, der nicht wüßte, daß das billigste Tuch sehr leicht durch seine geringe Dauerhaftigkeit das theuerste werden kann. Es ist fürwahr nichts thörichter, als wenn man blos von der Billigkeit spricht. Sind zwei Nahrungsmittel in dem oben erörterten Sinne gleich nahrhaft, dann wird man für einen kräftigen Magen dem billigsten den Vorzug geben. Was hilft aber der vielleicht doppelt so geringe Preis, wenn eine Speise einer andern, doppelt so viel kostenden, vierfach an Nahrhaftigkeit nachsteht? Wer diese Weisheit für überflüssig hält, denke nur an die Kartoffeln. Gerade diese und der Kaffee sind am theuersten, weil zu beiden der Sättigung willen unglaublich viel Brot verwüstet wird.

Wohlfeil, verdaulich, gut aufgeschlossen und sehr kräftig bei wenig Gewürz werden die Speisen nur durch Kochen mittels Dampf in verschlossenen Gefäßen[1], Doppelkesseln ähnlich dem Papin’schen Topfe, in welchem die Dämpfe zwischen den Wänden wirken und nicht (wie in der leipziger Speiseanstalt) in die Speisen unmittelbar hineinströmen, wodurch allzeit gehörige Gahre, Zusammenhalten aller kräftigen Stoffe, – weil sich nichts verflüchtigen kann, – reiner Geschmack und völlige Aufschließung erzielt wird. Auch finden die Koch- und Heiz-Gas-Apparate von Elsner sehr viel Anklang in Berlin; mit gehöriger Sorgfalt gehandhabt, bieten sie die sparsamste und angenehmste Feuerung. – Behufs zweckmäßiger Zubereitung folgen später zur Kostensparniß die wichtigsten „Küchenregeln.“

Fr. W. Grünee, Oeconom in Zwickau.


Unsere Erde aus der Mond-Perspective.

Unabsehbare Haufen von Maculatur sind geschrieben und gesprochen worden über die bloße Frage, ob der Mond bewohnt sei oder nicht. Professoren der Weisheit und des Unsinns haben darüber allein mehr zu sagen gewußt, als über[WS 1] das ganze Universum. Sie ließen den Mond nie ungeschoren. Auch als die Mondkälber und andere phantastische „Seleniten“ wegen Mangels an Luft, Wasser und Atmosphäre überhaupt verschwanden, behielt man ihn stets mit besonderer Vorliebe im bewaffneten Auge. Man maß die Höhe seiner Berge, die Tiefe seiner Höhlen, die Breite seiner Ebenen und quälte ihn überhaupt so, daß man stets an den alten Lucian erinnert wird, in welchem Luna, wie früher der Mond als Dame hieß, dem Menippus klagt, daß irdene Philosophen stets an ihr herumguckten und Maß nähmen, als wollten sie ihr ein neuen Ballkleid zum ewigen Himmelstanze um die Erde machen. Neuerdings ist das viel ärger geworden, und es giebt gelehrte Herren, welche mit den Mondmeeren ohne Wasser vertrauter sind, als mit dem Flusse, an welchem ihre Stadt liegt.

Was wird der Mond jetzt dazu sagen? Um etwas zu sagen, müßte er freilich sprechen können. Und er steht jetzt wissenschaftlich als das schweigsamste Schrecken von Gestalt und ewiger Todtigkeit da. Aber um so freier können wir ihn mit Geschöpfen der Phantasie bevölkern. Archimedes verlangte nur einen Punkt im Weltenraume, um von da aus die ganze Erde aus ihren Angeln zu heben. Man sieht daraus, was ein Standpunkt ausmacht. Die geringste Veränderung desselben giebt der Welt oft eine ganz neue Physiognomie. Man braucht sich blos auf einen Berg zu stellen, einer Aussicht den Rücken zukehren, sich zu bücken und die Aussicht durch die Brille der Beine umgekehrt anzusehen, um sich zu überzeugen, wie neu, wie malerisch etwas, das man vielleicht schon zwanzig Mal ohne Rührung angeguckt, blos durch diese allerdings nicht sehr malerische Veränderung des Standpunktes werden kann.

Wir unsererseits versuchen hiermit eine etwas kühnere Umkehr des Standpunktes. Haben wir so lange Mondsucht von der Erde aus gespielt, können wir nun die Erde einmal vom Monde aus ansehen. Wir stellen nun also plötzlich auf einen jener furchtbaren 12 bis 16000 Fuß hohen, abgebrochenen, drohenden, unzugänglichsten, oft senkrecht abgeschnittenen Berge am untern Ende der den Erdbewohnern zugewendeten Mondscheibe. Kein Wassertropfen, kein Lüftchen, kein Laut, kein Grashälmchen um uns, blos tiefe Schluchten, drohende Rachen steiler Abgründe, Ebenen mit Labyrinthen zerrissener Höhlen, überstreut mit ungeheuern kahlen Blöcken. Es ist Mittag. Die Sonne steht über uns am kohlpechschwarzen Himmel, da wir unsere geliebte Himmelsbläue nur der Reflection und dem Bruche des Lichtes in Luft und Wasserdampf verdanken, der Mond aber weder von Luft, noch von Wasser etwas weiß. Die Sonne scheint deshalb auch öde und kahl, strahlenlos aus dem schwarzen Universum. Wir vermissen alle Farben und Tinten des Lichtes, alle warmen und kühlenden Athmungen der lieben Erde, die wir verlassen haben.

Gerade vor uns, zwischen dem Horizont und dem Himmel direct über uns begegnet unserm staunenden Blicke ein ungeheurer wie der Mond in unserm Tageslichte schwach erleuchteter Planet, eingehüllt in einen wehenden, unruhig wogenden Schleier von Licht und Schatten, ungefähr 14mal größer, als uns auf der Erde der Vollmond erscheint. Er geht nicht auf und unter, sondern steht


  1. Der hierzu nöthige Apparat, Aufschlag etc. ist bei der Redaction der Gartenlaube zu erfahren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: üher
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_229.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)