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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

sie eben blos in die Natur hinein, deren Eidechsen und Schlangen sie zur Noth auch nicht verachten.

Ob sie mit ihrem natürlichen kriegerischen Muthe und unter der Disciplin Orgoni’s die englische Oberherrschaft auf die Dauer sich gefallen lassen, wird von Einigen bezweifelt. Orgoni soll 40,000 Mann und eine besonders starke Elephanten-Artillerie haben, auch eine gute Elephanten-Cavallerie mit lebendigen Festungen. Um hier weitere Worte zu sparen, lassen wir ein Kriegs-Elephantenbild sprechen. Die Kanonen werden durch Maschinen und Schraubenzieher auf die Rücken dieser Ungeheuer befestigt, und die Kugeln sausen über die Köpfe derselben ihrem Ziele zu. Viele dieser vierbeinigen Batterien sind, um sie vor den Geschossen der Gegner zu schützen, mit hölzernen, eisenbeschlagenen Decken gepanzert, und einige tragen kleine Thürmchen mit den besten Scharfschützen des Heeres.




Vom Baue des menschlichen Körpers.
Des Menschen Fleisch und Bein.
(Fortsetzung.)

Die Muskeln, welche vermöge ihrer Struktur mit Beihülfe der Nerven fast alle Bewegungen veranlassen und diese entweder nach unserem Willen oder unabhängig von unserem Willen ausführen können, stellen solide, weiche, feuchte, rothe, verschieden geformte Organe dar, deren Gewebe, die Muskelsubstanz oder das Fleisch, hauptsächlich aus feinen, weichen, rothen Fasern (aus Faserstoff) besteht, zwischen denen sich zahlreiche Blutgefäße und Nerven, sowie lockeres Zell- oder Bindegewebe und der Fleischsaft befindet, welcher letztere einer dünnen sauren Milch nicht unähnlich zusammengesetzt, reich an Eiweiß, Salzen, Fett und Milchsäure ist. Die mit bloßem Auge deutlich wahrnehmbare Fleischfaser, welcher die Fähigkeit zukommt, sich zusammenzuziehen und zu verkürzen (die Contractilität), und dies hauptsächlich in Folge der Einwirkung von Nervenreizung, läßt sich durch das Mikroskop als aus einer größern oder geringern Anzahl von feinen Fäserchen zusammengesetzt erkennen, die, wie die dickern Fasern selbst, bei den sogen. willkürlichen und unwillkürlichen Muskeln von verschiedenem Baue sind. Die ersteren nämlich, welche auch weit röther und saftiger als die unwillkürlichen Muskeln sind, bestehen aus Bündeln von quergestreiften Fasern (Knötchenfibrillen), während die letzteren aus glatten Fasern (Faserzellen) zusammengesetzt sind. Außer der Contractilität kommt den Muskelfasern aber auch noch Elasticität zu und von dieser hängt die Starre ab, von welcher bald nach dem Tode viele Muskeln befallen werden.

a) Schädelmuskeln. b) Gesichtsmuskeln. c) Halsmuskeln. d) Nackenmuskeln. e) Brustmuskeln. f) Rückenmuskeln. g) Bauchmuskeln. h) Becken- (Gesäß-) Muskeln. i) Schulterblattmuskeln. k) Deltamuskel. l) Oberarmmuskeln. m) Vorderarmmuskeln. n) Handmuskeln, o) Oberschenkelmuskeln. p) Unterschenkelmuskeln. q) Wadenmuskeln. r) Achillessehne. s) Fußmuskeln.

Nach der Form, in welcher die Muskeln vorkommen, bezeichnet man sie als Längen-, Flächen-, Ring- und Hohlmuskeln. Die langen Muskeln finden sich an den Gliedmaaßen und der Wirbelsäule, sind dem Willen am meisten untergeordnet und besitzen einen Kopf (das an einem festen Punkte befestigte Ursprungsende), einen rundlichen Bauch (das Mittelstück) und einen Schwanz (das mit einem beweglichen Theile verbundene Ansatzende). Kopf und Schwanz laufen gewöhnlich in eine kürzere oder längere Flechse aus. Die breiten oder Flächenmuskeln sind dünn und platt; mehrere derselben entspringen mit Zacken und endigen in breite Sehnenhäute. Sie kommen vorzugsweise am Rumpfe vor und begränzen hier die großen Körperhöhlen. Die Ring-oder Schließmuskeln bilden Fleischringe um gewisse Leibesöffnungen (Mund, Auge) herum und können diese verengern und schließen. Die Hohlmuskeln bilden entweder für sich hohle Organe (Herz, Gebärmutter) oder befinden sich als Muskelhäute in der Wand von Höhlen und Kanälen (am Magen, Darmkanal, Harnblase).

Nach den Bewegungen, welche die willkürlichen Muskeln, von denen es über 500 giebt, ausführen können, benennt man dieselben: Beuger und Strecker, Abzieher und Anzieher, (Einwärts- und Auswärts-)Roller, zusammenwirkende und gegenwirkende Muskeln (Genossen und Gegner oder Antagonisten). Die Beuger trifft man besonders an Scharniergelenken; sie nähern zwei Theile in der Längenrichtung des Körpers unter einem Winkel einander, wie z. B. den Vorderarm dem Oberarme. Ihre Gegner sind die Strecker, welche die gebeugten Theile wieder von einander entfernen. Die Anzieher ziehen die Theile nach der Mittellinie, von einer Seite des Körpers zur andern hin. Die Abzieher bewirken die entgegengesetzte Bewegung eines Theiles, nämlich von der Mittellinie des Körpers ab und nach der Seite hin. Die Roller drehen einen Theil entweder um seine eigene Achse oder um einen andern Theil in einem Halbkreise, nach außen oder innen, nach vorwärts oder rückwärts herum. Antagonisten nennt man die Muskeln eines Theiles dann, wenn sie Bewegungen ausführen, welche denen anderer Muskeln desselben Theiles gerade entgegengesetzt sind; so sind z. B. die Strecker des Vorderarmes, Knies u. s. w. die Antagonisten von den Beugern dieser Theile.

Die einzelnen willkürlichen Muskeln, von welchen die Muskellehre (Myologie) handelt, sind zum allergrößten Theile, dem Ebenmaaß der Körperhälften folgend, paarig vorhanden und die wenigen unpaarigen, welche in der Mittellinie des Körpers ihre Lage haben, sind aus zwei gleichen Hälften zusammengesetzt. Die Anordnung der Muskeln hinsichtlich ihrer Lagerung ist übrigens so getroffen, daß sie an der vordern und hintern Körperfläche in zwei-, in drei- und noch mehrfachen Schichten über einander liegen, durch sehnige Muskelbinden ebensowohl von einander getrennt, wie mit einander vereinigt sind, daß sie rings die Gelenke mit ihren Sehnen umgeben und schließlich sämmtlich nach der Oberfläche des Körpers hin von einer allgemeinen Sehnenhaut überkleidet werden.

A Die am Kopfe liegenden Muskeln scheidet man in die des Schädels und des Gesichtes. Die Schädelmuskeln (a) dienen theils zur Bewegung der Kopfhaut (wie Stirn- und Hinterhauptsmuskeln), theils gehören sie dem äußern Ohre und einer derselben (der Schläfemuskel) dem Unterkiefer an. Die Gesichtsmuskeln (b),

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_241.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)