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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

Bescheidenheit zog er sich und die Früchte seines Fleißes vom Markte des Lebens zurück, und kaum seine vertrautesten Freunde erhielten von ihnen Mittheilung. Doch „wirkliches Talent ist mit dem Drange nach Mittheilung verbunden,“ und aufgemuntert durch seinen vormaligen Lehrer, Professor Michael Enk von der Burg, Kapitular des Benedictinerstiftes zu Melk, trat er im Jahre 1835, mithin erst im 29. Lebensjahre, mit seinem dramatischen Gedichte „Griseldis“ in die Oeffentlichkeit. In Wien mochte man über den Pseudonymen Verfasser Halm wohl im Klaren sein, allein außerhalb Wien hatte der Name, der am literarischen Himmel plötzlich als neuer Stern aufleuchtete, einen ebenso fremden und beziehungslosen Klang, wie einige Jahre vorher die Namen Grün und Lenau. Die Wirkung, welche „Griseldis“ auf dem k. k. Hofburgtheater machte, ist bekannt, in kurzer Frist begann es seine Runde über große und kleine Bühnen, und um so freudiger und allgemeiner wurde Friedrich Halm als echter Dichter begrüßt, als das verwaiste deutsche Drama der aufhelfenden Hand eines Retters bedurfte. Weitere Leistungen: „Der Adept“ (1836), „Camoens“ (1837), „Imelda Lambertazzi“ (1838), „Ein mildes Urtheil“ (1840) folgten und mit ehrendem Beifalle aufgenommen rechtfertigten sie die an den Namen Halm geknüpften Hoffnungen. In diese Zeit fällt auch die Bearbeitung eines dem Lope de Vega nachgebildeten dramatischen Gedichtes: „König Wamba,“ von dem jedoch nur ein Fragment in die Oeffentlichkeit gelangte. Eine bedeutende Augenkrankheit brachte den Dichter im Jahre 1840 in die Gefahr zu erblinden, aber Dank der Pflege, mit der Gattin und Schwägerin ihn umgaben, genaß er wieder und konnte seine Dankbarkeit in der seinen Pflegerinnen gewidmeten dramatischen Scene, „Die Pflegetochter,“ die zum Besten der barmherzigen Schwestern am k. k. Hofburgtheater dargestellt wurde, an den Tag legen.

Weit über die Grenzen Deutschlands trug den gefeierten Namen Halm’s das im Jahre 1842 erschienene romantische Drama: „Der Sohn der Wildniß,“ das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, während das nächstfolgende Produkt „Sampiero“ (1844) mehr durch das Gepräge edler Gesinnung, als durch den Gang der Handlung wirkte. Aber auch Bearbeitungen ausländischer Meisterwerke, „König und Bauer“ (1841) nach Lope de Vega, und „Die Kinder Cymbolins“ (1842) nach Shakespeare, entstanden unter seiner Feder, und widmete er die erstere seinem Lehrer Enk, den Halm selbst als einen der besten Dramaturgen Deutschlands schätzte. Von einem dramatischen Märchen: „Schwert, Hammer, Buch,“ brachte das Taschenbuch: Gedenke Mein für 1838 ein Bruchstück, und den Bearbeitungen fremder Werke folgte bald die selbstständige des vom Spanier Tellez behandelten Stoffes: „Donna Maria de Molina.“ Im März 1848 gelangte ein fünfactiges dramatisches Gedicht: „Verbot und Befehl“ auf der wiener Hofbühne zur Darstellung, ein ebenso meisterhaft angelegtes wie vollendet durchgeführtes Intriguenspiel, das indeß im Drange und Sturme der Zeit, in der das politische Interesse das für Poesie überwog, nicht allein durchzudringen vermochte. Später erschien auch ein Bändchen „Gedichte“ bei Cotta, eine um so überraschendere Gabe, als der Dichter mit ähnlichen kleinern Dichtungen zurückhaltend zu sein pflegte. Sie sind nicht minder reich an Wärme der Empfindung und Kraft wie seine größeren Arbeiten, die bei durchsichtiger Klarheit von ungewöhnlicher Tiefe zeugen. Den glänzendsten Beweis hiervon gab die am 18. Oktober 1854 zur Darstellung gelangte Tragödie: „Der Fechter von Ravenna,“ der im eigentlichsten Sinne des Wortes einen Triumphzug durch das deutsche Vaterland hielt und noch jetzt für seinen Schöpfer fechtend neue Lorbeeren erntet.




Die Elephantenjäger in der Transvaal-Republik.

Ein großer und besonders der reichste Theil der Holländer am Kap der guten Hoffnung hat sich von dem unangenehmen Schutze der englischen Kolonialregierung frei gemacht, und jenseits der Grenzen des englischen Gebiets in der Nachbarschaft von Buschmännern und Kaffern eine eigene kleine Staatsgesellschaft mit republikanischer Verfassung gegründet. Die kleine Republik gedeiht vortrefflich, da die Leute wenig Abgaben und keine Millionen Interessen von Kriegsschulden und Sünden der Väter zu bezahlen brauchen, so daß ihnen die Früchte ihres Schweißes und Fleißes ohne Abzug, Schutzzoll und Steuer zu Gute kommen. Ihr Fleiß wird aus gedeihlichem Ackerbau und Viehzucht reichlich belohnt. Es sind fast lauter große Grundbesitzer, die mit hottentottischem, buschmännischem und kafferischem Gesinde arbeiten, und mit demselben im Nothfalle ohne viele Exercitien, Manövers und Paraden ihr Land vertheidigen. Sie führen blos Krieg, wenn es wirklich ein allgemeines Interesse, ein Gemeingut zu schützen und zu vertheidigen giebt, so daß die Leute ohne vorhergehende Militärschule und sonstigem Humbug nach Herzenslust zuschlagen und deshalb ganz gegen alle Regeln der Kriegswissenschaft siegen.

Die Transvaal-Republik gedeiht also und hält sich tapfer gegen allerlei Angriffe und Feinde. Nur mit der sonst freigebigen, aber noch wilden, heißen Natur können sie’s zuweilen nicht aufnehmen. Die schrecklichste Plage jener Gegenden sind eine eigenthümliche Art von schwarzen, dicken Wolken, welche Tag in Nacht verwandelnd zuweilen über eine Strecke sich hinwälzen und kein grünes Hälmchen zurücklassen, die schwarzen Wolken von Heuschrecken. Eine solche Wolke fraß auch im Jahre 1852 die ganze Ernte des Herrn van Bloom in wenigen Stunden mit Stumpf und Stiel aus. Früh mit lachenden Aussichten aufstehend, sank er Abends als ruinirter Mann auf’s Lager. Er hatte viel Geld aufgenommen, um die Kultur seines Bodens auszudehnen, um von dem Ertrage Zinsen und Kapital zu zahlen. Der Gläubiger fiel nun hinter den Heuschrecken her über ihn, und ließ ihn auspfänden. Nichts blieb ihm als Schießgewehr, zwei Söhne, Hendrick und Hans, und eine treue Seele von schwarzbraunem Buschmann, genannt Swartboy. Sie zogen haus- und heimathlos hinaus in die Wildniß, um als Elephantenjäger ihr Heil zu versuchen. Das fanden sie denn auch, wenn auch vermischt mit manchem Unheil, aber doch immer wildem, kräftigem Unheil der Natur in Wald und Wetter, im spannenden, aufreizenden, lohnenden, siegreichen Kampfe mit dem Riesen der Wildniß, dem Elephanten, dem Rhinoceros und andern respektabeln Gegnern. Schwer war oft der Kampf, aber ein einziger erlegter Elephant ließ sich mindestens zwei Zähne ausziehen, von denen man Zahnstocher für die halbe zahnstochernde Menschheit oder Tausende von Decken für die Halbtontasten des Fortepiano herausschneiden kann. Die wilden Jäger erlebten ein ganzes Buch voll Abenteuer, welche der berühmte Jagdschriftsteller Reid unter dem Titel: „The Bush-Boys“ sammelte und herausgab.

Wir theilen daraus eine der interessantesten Schilderungen, den Kampf zwischen einem Rhinoceros und einem Elephanten mit, wodurch wir zugleich eine originale Anschauung von dem natürlichen Charakter dieser beiden, noch vorsündfluthliche Bildungen repräsentirenden Riesenthiere bekommen.

Eines Tages wurden die Jäger durch die plötzliche Nachbarschaft eines alten Rhinoceros, das aus der buschigen Ebene in der Nähe eines Sees auftauchte, in ihrem Marsche aufgehalten. Man dachte daran, es zu tödten, aber das war leichter gedacht, als gethan. Sie hatten keine geschulten Pferde und ein Angriff zu Fuße erschien eben so gefährlich, als vergebens. Wie leicht konnte es Einen auf seinen spitzigen Nasenthurm spießen, ihn dann abschleudern, und unter seinen mächtigen Füßen zermalmen! Im besten Falle würde er entwischen, da ein Rhinoceros schneller läuft, als der flinkste Buschmann. Sich im Gebüsch heranschleichen und ihn schießen? Ein Schuß tödtet das Rhinoceros blos, wenn man in’s Herz oder sonst einen edeln, innern Theil trifft. Doch das war der einzige rathsame Plan. Sie krochen also auf ihren Füßen gegen den Wind im Gebüsche heran, als Swartboy plötzlich wie rasend auf- und umhersprang, und ununterbrochen dazu murmelte: „Da Klow! Da Klow!“ (Der Elephant! Der Elephant!) Van Bloom entdeckte auch sofort in der Richtung, welche Swartboy zeigte, auf der westlichen Ebene, aus dem niedern Gebüsch hervorragend und schwarz gegen den hellgelben Himmel abstechend, den breiten, runden Rücken eines Elephanten. Er kam näher und wackelte ganz lebhaft mit den großen lappigen Ohren. An Erlegung

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_250.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)