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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

5. Die Wasserviole, Butomus umbellatum. Sie hat über 1 Elle lange aufrecht stehende bandförmige Blätter und auf hohem Schafte eine reiche Dolde violetter Blüthen. 6. Das Sumpfschlangenkraut, Calla palustris, die Gattungsschwester des bekannten Aaronstabes, Calla aethiopica; jedoch niedriger bleibend und mit herzförmigen Blättern. 7. Die Sumpfbrunnenkresse, Nasturtium palustre; sie empfiehlt sich durch ihre fein fiederspaltigen Blätter und findet sich fast überall in Gräben. Gar nicht oder nur wenig treten über den Wasserspiegel empor. 8. Die Wassernuß, Trapa natans, eine zierliche auf dem Wasser schwimmende Blätterrosette bildend. 9. Das Hornblatt, Ceratophyllum demersum; 10. Das krausblättrige Laichkraut, Potamogeton crispus; 11. Der Wasserstern, Callitriche verna; 12. Der Froschbiß', Hydocharis morsus ranae.

Soll das Aquarium vorzugsweise eine kleine botanische Garteninsel für möglichst viele Sumpf- und Wasserpflanzen werden, mit nur beschränktem Spielraum für die Fischchen am Umfange des Steinbeetes, wozu der Kalksinter so sehr passende Gelegenheit bietet, so wähle man aus nachbenannten Pflanzen, die fast überall auf den deutschen Moorbrüchen wachsen: 13. Der Fieberklee, Menianthes trifoliata, eine unserer schönsten deutschen Pflanzen mit einem schlanken Schafte, welcher hyacinthenähnliche, blendend weiße, inwendig zart bebartete Blumen trägt; 14. Das Vergißmeinnicht, Myosotis palustris; 15. Der Gagel, Myrica Gale, ein zierlicher, schön beblätterter kleiner Strauch. 16. Die Parnassie, Parnassia palustris, eine wunderschöne Blume; 17. Die Kriechweide, Salix repens, ein astreiches Weidenbüschchen, welches nicht über eine Spanne hoch wird; 18. Swertia perennis mit dunkelblauer Sternblume; 19. Die Sumpftofieldie, Tofieldia palustris; 20. mehrere Orchisarten, z. B. Orchis viridis, conopsea, palustris und andere; 21. Die Sumpfheidelbeere, Vaccinium oxycoccos, ein zarter kriechender Strauch mit fadendünnen Stämmchen und rosenrothen Blumen; 22. Die Bärenwurzel, Meum athamanticum, eine kleine Dolde mit haarfeinen, tausendfältig zerschlissenen Blättern, 23. Das Siebenfingerkraut, Comarum palustre, mit schönen aus sieben Blättchen zusammengesetzten Blättern und schwarzrother Blume; 24. Die Rauschbeere, Empetrum nigrum, ein höchst zierlicher, dicht mit kleinen Blättchen bedeckter kleiner Strauch von Fingerlänge; 25. Die Moorhaide, Erica Tetralix, den capischen Haiden unserer Gewächshäuser nicht nachstehend; 26. Der Wassernabel, Hydrocotyle vulgaris, ein zartes Gewächs mit kreisrunden, sonnenschirmartig auf dem Blattstiele sitzenden Blättern, 27. Die Borstbinse, Scirpus setaceus, ein äußerst zartes Gras, welches dichte kleine Rasen bildet.

Unser Aquarium ist vielleicht auch berufen, unsere zarteste deutsche Pflanze, welche ihren fast mährchenhaft lautenden Namen, Sonnenthau, Drosera rotundifolia, mit Fug und Recht trägt, von ihrem für die Spaziergänger fast unzugänglichen Standorte in unser Zimmer zu versetzen. Dieses reizende Gewächs wächst immer auf den wassergetränkten Moospolstern mooriger Wiesen und würde ohne Zweifel, mit einem Moosbüschel zugleich ausgehoben und mit diesem in das Aquarium versetzt, in diesem gedeihen und, was man fest behaupten darf, staunendes Entzücken erregen. Ueberhaupt ist Freunden der kleineren, meist so zierlichen Pflanzenformen anzurathen, im Aquarium ein nur 1–2 Zoll über dem Wasserspiegel emporragendes steinumfriedigtes Moorbett für diese einzurichten.

Endlich sind noch einige höhere Gewächse nachzutragen, welche namentlich im Frühjahre das Aquarium schmücken: 28. Die Dotterblume, Caltha palustris, welche als kräftiger voller Stock mit seinen großen dottergelben Blumen im März und April dem Aquarium einen schönen Schmuck verleiht. 29. Die Waldbinse, Scirpus silvaticus; 30. Die Wollgräser, Eriophorum latifolium, augustifolium und vaginatum zieren nach dem Verblühen ihren Standort durch die blendendweißen Wollbüschel der Fruchtährchen. 31. Die gelbe Schwertlilie, Iris Pseudacorus.

Ist eine Auswahl aus den genannten 31 Pflanzen getroffen, und dieselben theils auf dem Grunde, theils in den Fugen des Mittelfelsens und in dem Korbe im Innern dieses mit nur weniger Schlammerde eingepflanzt, so füllt man das Gefäß bis etwa 3–4 Zoll unter dem Rande mit Fluß- oder Bachwasser. Um nicht zu lange Zeit ein trübes Wasser zu haben, gießt man es natürlich langsam und ruhig ein, wo möglich so, daß es gegen die innere Wand des Gefäßes strömt, und von dieser breit auf den Boden abfließt. Am besten bedient man sich beim Ein- und Ausgießen des Wassers eines Guttaperchaschlauches als Heber.

Der Kalksinter enthält oft, namentlich wenn es Stücken sind, die nicht frisch gebrochen wurden, sondern vielleicht schon lange Zeit am Boden der Witterung ausgesetzt gelegen haben, in seinen Zwischenräumen Erde und Staub, welche man mit einer Bürste oder einem kleinen Besen von Birkenreisern vorher auswaschen muß, damit nicht das Wasser lange Zeit dadurch getrübt wird, indem sich diese anhängende Masse erst nach und nach ablöst.

Hat man kein Flußwasser zur Hand, so kann man auch reines Brunnenwasser nehmen, dessen Kohlensäure zwar sofort etwas von dem Kalk auflösen und das Wasser für einige Stunden etwas milchig machen wird, worauf sich aber die dadurch gebildete, sehr geringe Menge weißen Kalkpulvers auf den Boden niederschlagen wird, so daß der Niederschlag nicht einmal als weiße Farbe darauf sichtbar bleibt. Hierbei entwickelt sich anfangs sehr lebhaft der bekannte Kalkgeruch, der aber bald verschwindet. Nach dem Einfüllen des Wassers auf dessen Oberfläche schwimmende Körperchen entfernt man leicht, indem man die Hand in das Wasser taucht, an der dieselben, wenn man sie wieder heraus zieht, hängen bleiben. Man spült sie dann von der Hand in einem andern mit Wasser gefüllten Gefäß ab.

Wenn wir nun die Anlegung des Aquariums mehr in landschaftlichem Charakter auffassen, haben wir manche der genannten Pflanzen zu vermeiden und einige andere hinzuzufügen. Wir werden dabei den Busch in der Mitte ganz wegzulassen haben, vielmehr in der Mitte eine womöglich mehrkuppige kleine Felseninsel aufthürmen und bis vielleicht 5–8 Zoll noch über den Rand des Gefäßes herausragen lassen. Es ist dabei maßgebend, ob die Porosität des Kalksinters im Stande ist, das Wasser so hoch über den Spiegel desselben emporzusaugen, denn im entgegengesetzten Falle würde man die Steine weniger über das Wasser herausstehen lassen dürfen, da dieselben durch und durch immer feucht sein müssen. Es ist gut, wenn man zu dieser Auffassung zunächst das untere Fünftel der Höhe des Gefäßes, welches der engste Theil desselben ist, mit grobem Flußsand ausfüllt und dann erst auf diesen den Kalksinterfelsen aufführt, wobei man am wenigsten vergessen darf, die ganze, nun etwas beträchtlichere, Grundfläche mit kleineren Brocken von Sinter zu belegen. Hat man dazu ein sehr weites Gefäß, so daß man vielleicht über eine runde Bodenfläche von einer Elle Durchmesser zu verfügen hat, so läßt sich auf dem sandigen Grunde leicht ein Miniaturbild von untermeerischen Gebirgszügen und dazwischen liegenden sandigen Ebenen darstellen. Sechs pariser Zoll Wassertiefe ist dann hinreichend, damit die kleinen Felsenpartien nicht zu tief im Wasser stehen und an ihren Seiten und auf den Kuppen mit passenden Gewächsen bepflanzt werden können. Hierzu eignen sich nun ganz vorzüglich einige unserer deutschen Farrenkräuter, deren Wurzelstock selbst im Wasser stehen darf, jedoch nur so tief, daß die sich bildenden jungen Wedel sogleich aus dem Wasser heraustreten können. Von unseren Farren sind am tauglichsten 32. 33. die beiden Tüpfelfarren, Polypodium Dryopteris und P. Phegopteris; für eine Stelle über dem Wasser auch 34. P. vulgare, eben so der in den westlichen Theilen Deutschlands vorkommende 35. Ceterrach, Ceterach officinarum, 36. der Rippenfarren, Blechnum Spicant, 37. die Mauerraute, Asplenium ruta muraria, und 38. der schöne Haarfarren, Asplenium Trichomanes. Ganz vorzüglich durch die zarte Zertheilung des Laubes empfiehlt sich auch (jedoch nicht tief unter den Wasserspiegel zu bringen) 39. der zerbrechliche Blasenfarren, Cystopteris fragilis. Will man vielleicht aus der Felspartie in der Mitte einen größeren Farrenbusch seinen schönen Fächer entfalten lassen, so dient dazu irgend eine Art der Schildfarren, Aspidium, vor allen 40. A. Thelypteris und A. Oreopteris, welche auch eine tiefere Einsenkung ihres Wurzelstockes in das Wasser vertragen, dasselbe gilt von dem prachtvollen Königsfarren, Osmunda regalis, welcher auf Moorwiesen und in moorigen Waldungen an vielen Orten Deutschlands vorkommt.

So können wir die ganze Pflanzenwelt unseres Landschafts-Aquariums

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_254.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)