Seite:Die Gartenlaube (1856) 660.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

und zwar mit dem bedeutenden Vorzüge vor andern Aufsehen erregenden Neuigkeiten, daß sie destomehr Bewunderung erregen, je sachverständiger oder kunstgebildeter Jemand ist. Man sieht: es ist ein photographisches Bild und zugleich, daß es gedruckt ist und hält es anfangs für unerhörte Meisterstücke von Mezzo oder Aquatinten-Manier, wobei man sich immer noch nicht erklären kann, wie es möglich war, erstens, so etwas zu drucken, zweitens, die feinsten Nuancen und Eigenthümlichkeiten der wirklichen, im Raume ausgedehnten und von Licht und Schatten modulirten Natur auf eine bloße Papierfläche zu fesseln.

Ein anderer, nicht unbedeutender Vorzug dieser gedruckten Photographieen, und zwar vor den Originalen selbst, ist der, daß die Empfindlichkeit der letzteren für Luft, Licht, Sonne, Feuchtigkeit u. s. w., wodurch sie leicht erblassen oder dunkeln, bei den gedruckten wegfällt, ohne daß sie den Originalen sonst im Geringsten nachstehen. Photographen wissen außerdem, daß mehrere positive Bilder von ein und demselben negativen nie ganz gleich in Schattirung werden. Durch die typographische Vervielfältigung photographischer Bilder sind die Uebelstände mit einem Male gehoben.

Auch die Schnelligkeit, womit die photogalvanographischen Platten vervielfältigt oder erneuert werden können, ist ein wichtiger Vorzug dieser Erfindung. In drei Tagen bis drei Wochen (je nach Größe, Umfang u. s. w.) wird eine Platte fertig, die von dem höchsten Fleiße und der feinsten Kunst menschlicher Hand nur in Monaten, in Jahren auf eine verhältnißmäßig ganz grobe Weise ungefähr dem Originale nachgeahmt werden könnte, während hier Licht und Elektricität den photographischen Prozeß, wodurch die Original-Photographien entstehen, nur eben genau wiederholen, so daß nur die gewöhnliche Hand des Druckers diese in’s Beliebige vervielfältigen kann.

Endlich lassen sich, wie sich das in Folge der photographischen Kunst von selbst versteht, Bilder aller Größen in jedem beliebigen verkleinerten Maßstabe genau wiedergeben, die umfangreichsten Raphael’schen Kartons auf Platten für ein Taschenbuch, von wo man sie wieder durch Vergrößerungsgläser ausdehnen und die feinsten Nuancen der Originale studiren kann.

Die Kompagnie, welche sich zur technischen und industriellen Ausbeutung der Erfindung gebildet hat, gibt jetzt eine Reihe Hefte unter dem Titel: „Photographic Art Treasures“ (Photographische Kunstschätze) in Folio heraus. Das erste Heft, 4 Abdrücke enthaltend, (á 5 Schillinge oder 1 Thlr. 20 Sgr.) ist erschienen und wird durch Buch- und Kunsthändler in Deutschland bereits zu haben sein. Wichtiger und von ausgedehnterem Werthe sind die Gelegenheiten, welche die Kompagnie Buchverlegern und Kunsthändlers, Kattundruckern u. s. w. bietet, ihre Werke oder Muster durch den photogalvanographischen Prozeß zu illustriren oder respektive Platten machen zu lassen. Wer Bücher oder Zeitschriften mit Illustrationen herausgibt, kann sie sich entweder in beliebiger Anzahl von der Kompagnie selbst drucken oder sich die Platten dazu machen lassen. Auch Platten für galvanische Versilberung und Alles, was zur Elektrotypie gehört, Notendruck u. s. w. werden durch diese Erfindung an Schönheit, Wohlfeilheit und Zugänglichkeit zunehmen.

Erst wenn diese neue Licht- und Elektricitäts-Typographie eine solche Ausdehnung in Kunst und Literatur gewonnen, wird man sie gehörig schätzen und würdigen können und ihre Schönheit wirken sehen bis in Kreise hinab, die bis jetzt von keinem Strahle des Schönen erwärmt und erheitert werden.




Blätter und Blütlhen.





Literarisches. Wer hätte wohl jetzt bei der herannahenden Weihnachtszeit die Frage

Was soll ich für ein Buch kaufen?

nicht schon oft gehört, und ihre Schwierigkeit bei der Fülle der neuen Erscheinungen, den Anpreisungen, den Weihnachtsanzeigen und Beilagen mit und ohne Illustrationen nicht schon oft selbst erprobt oder doch beklagen hören. – Vielleicht dürfte Manchem mit dem Hinweis auf eine Sammlung von Handbüchern gedient sein, die sich die Aufgabe stellen, Jedem mit weniger Mühe die Lösung, nach den verschiedensten Richtungen und Zwecken hin, zu ermöglichen – es sind dies die bei Gustav Mayer in Leipzig erschienenen Wegweiser, nämlich:

Schwab und Klüpfel’s Wegweiser durch die deutsche Literatur, circa 1700 Titel systematisch geordnet und mit kurzen Kritiken versehen. 2. Auflage. 3/4 Thlr.

– – – Erster Nachtrag dazu circa 700 Nr. 2/3 Thlr.

– – – Zweiter Nachtrag dazu circa 1100 Nr. 1 Thlr.

Mit Ausschluß der rein fachwissenschaftlichen Literatur führen diese Handbücher, deren letztes bis zu den neuesten Erscheinungen reicht, das Beste aus dem Gesammtgebiete unserer Literatur vor, und leiten die Wahl des Lesern vermittelst der sehr praktischen Anordnung ohne Mühe bis zu dem speciellen Zweck, den er sich gesetzt.

Das was die Schwab’ und Klüpfel’schen Arbeiten auf dem Gesammtgebiete erstreben, will der Bernhardische Wegweiser durch die Volks- und Jugendschriften mit circa 1400 Nr. 2/3 Thlr., sowie der so eben erschienene Erste Nachtrag dazu mit circa 1600 Nr. 24 Ngr. auf den beiden besonderen Gebieten erreichen, die nur zu oft als Aushängeschilder für nichtsnutzige Produkte gemißbraucht werden, und bei denen, da es sich hier meist darum handelt, Lehrstoffe für Andere an Jahren oder Bildung unreife zu wählen, Vorsicht doppelt wünschenswerth erscheint.





Aus Genf wird ein interessanter Fund berichtet.

Es handelt sich nämlich um ein bis jetzt noch ungedrucktes Manuskript von Aug. v. Platen, das unter dem Titel: „der Sieg der Gläubigen, ein geistliches Nachspiel“ in nächster Zeit von Karl Vogt veröffentlicht werden wird. Platen schrieb das Werkchen im Jahre 1817 bei Gelegenheit des bairischen Konkordats. Er las es in einer Abendgesellschaft vor, in welcher sich Schelling befand, der den jungen, damals kaum zwanzigjährigen Dichter dazu bestimmte, so viel an seinem Stücke zu ändern, daß daraus die „neuen Propheten“ entstanden, die sich im dritten Bande seiner Schriften finden. Das Manuskript soll nun in seiner ursprünglichen Gestalt veröffentlicht werden. – Ein Unternehmen, was mit vollen Backen als etwas Neues, Ausgezeichnetes und Echt-Deutsches in allen Zeitungen ausposaunt wurde, scheint trotz allen Anstrengungen keinen Boden zu gewinnen und nirgend anzusprechen. Wir meinen die Gerson’sche Modezeitung, ein Blatt, das sich nur durch die Geschmacklosigkeit seiner Abbildungen und durch die Langweiligkeit seines Textes auszeichnet. Die Artikel des Redakteur Klein allein sind geistreich und haben ein gewisses pikantes Interesse wie Alles, was dieser Autor schreibt.






Soeben erschien bei Ernst Keil in Leipzig: Supplemente zu F. Stolle’s ausgewählten Schriften.
Erster Band:
Der Weltbürger.
Historischer Roman aus den Jahren 1830–1832.
1. Theil. Preis 1/4 Thlr.

Um den vielfach ausgesprochenen Wünschen zu genügen, der billigen Volks- und Familienausgabe von Stolle’s Schriften auch die in den erschienenen 24 Bänden noch fehlenden Werke des beliebten Dichters, namentlich aber den „Weltbürger“ einzuverleiben, hat sich die Verlagshandlung veranlaßt gesehen, zu der ausgewählten Sammlung

Supplemente

erscheinen zu lassen, deren erster Band soeben versandt wurde.

Die Subscribenten auf die 24 früheren Bände der Stolle’schen Schriften sind gebeten, diesen Supplementen eine gleich freundliche Theilnahme zu bereiten.




Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 660. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_660.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2017)