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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

„Wenn Du noch eine Heimath hast.“

Wenn Du noch eine Heimath hast,
So nimm den Ranzen und den Stecken,
Und wand’re, wand’re ohne Rast,
Bis Du erreicht den theuren Flecken.

Und strecken nur zwei Arme sich
In freud’ger Sehnsucht Dir entgegen,
Fließt eine Thräne nur um Dich,
Spricht Dir ein einz’ger Mund den Segen:

Ob Du ein Bettler, Du bist reich,
Ob krank Dein Herz, Dein Muth beklommen,
Gesunden wirst Du allsogleich,
Hörst Du das süße Wort: Willkommen!

Und ist verweht auch jede Spur,
Zeigt nichts sich Deinem Blick, dem nassen,
Als grün berast ein Hügel nur,
Von Allem, was Du einst verlassen:

O, nirgend weint es sich so gut,
Wie weit Dich Deine Blicke tragen,
Als da, wo still ein Herze ruht,
Das einstens warm für Dich geschlagen.

Albert Traeger.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_705.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2017)