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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858)

bis Alles als eine gelbliche Masse erscheint. Dies geschieht jedes Mal, so oft ein Männchen seine Milch hergegeben hat.

Ist Alles gehörig umgerührt und jede Forelle ihrem Teiche wiedergegeben, dann gießt man das Wasser mit den Forelleneiern in den Kasten, legt den Deckel darauf und verschließt auch wohl denselben durch eine daran früher gemachte Vorrichtung, wenn man von bösen Menschen Beschädigung zu fürchten hat.

Will man eine bedeutende Menge Forellen ziehen, dann macht man vorher zwei bis drei der oben beschriebenen Kasten oder Steintröge zurecht. Dies that stets ein Freund von mir, in der hiesigen Gegend, welcher die Forellenzucht mit eben so viel Eifer als Geschick betrieb. In kurzer Zeit klärt sich das Wasser in den Kästen oder Trögen ab und die gelblichen Eier liegen auf dem Kiese. Jetzt ist große Vorsicht nöthig. Man muß nämlich genau nachsehen, daß die Eier nicht übereinander liegen und nicht von dem auf sie fallenden Wasserstrahle unter den Kies getrieben werden; in beiden Fällen kommen sie nicht aus. Ist also das Ersten der Fall, dann bringt man sie behutsam in die gehörige Ordnung und bemerkt man den letztern Uebelstand, dann befreit man sie mit Vorsicht von dem sie bedeckenden Kiese und mäßigt die Gewalt des in den Kasten fallenden Wasserstrahles so, daß er zwar das Wasser in dem Kasten, nicht aber die Eier, noch weniger den Kies bewegen kann. Auch muß man vorher genau nachgesehen haben, ob der Wasserstrahl reines Wasser oder moorige Theile enthält; denn im letzteren Falle, welcher öfter vorkommt, als man glauben sollte, werden die Forelleneier mit einem moorigen Ueberzuge bedeckt und gehen ebenfalls zu Grunde.

Es versteht sich von selbst, daß man die beschriebenen Forellenkästen nur dahin stellen kann, wo das Wasser auch im strengsten Winter nicht gefriert. Denn hat es nicht so viel Wärme, um der Kälte zu widerstehen, dann bildet sich auf dem Deckel oder am Kasten eine Eiskruste, welche das Ein- und Ausfließen des Wassers unmöglich macht und in kurzer Zeit alle Eier zu Grunde richtet.

Will man nach dreißig oder vierzig Tagen wissen, wie es mit der Zucht steht, so sieht man nach, hebt den Deckel auf, weist dem Wasserstrahle einen andern Weg an, nimmt sehr behutsam ein Ei nach dem andern aus dem Wasser und hält jedes einzelne an das Licht. Die ganz hellen, durchsichtigen wirft man weg, denn diese sind faul; die aber mit dunkeln Punkten oder einer dunkeln Masse legt man vorsichtig wieder in den Kasten, denn diese sind gut.

Nach sechzig bis achtzig Tagen — die gelinde oder strenge Kälte bewirkt diesen Unterschied — kriechen die jungen Forellen aus. Sie bilden dann eine ungestaltete, röthliche, gallertartige Masse, an welcher unten die Eierschale noch hängt und die Augen als dunkle Punkte bemerkbar sind. In kurzer Zeit aber entwickeln sie sich zu niedlichen, einer kleinen Stecknadel an Größe ähnlichen, nur etwas stärkeren Fischchen, welche munter im Kasten herumschwimmen. In diesem dürfen sie aber nicht lange bleiben, denn sie würden aus Mangel an Nahrung zu Grunde gehen. Die meisten Forellenzüchter lassen sie nun in kleine Teiche, welche auch warmes, dem Froste widerstehendes Wasser haben. Allein es ist viel besser, sie in einen kleinen, nicht zufrierenden Bach zu bringen. Der Aufenthalt in diesem ist ihrer Natur angemessen und bekommt ihnen deswegen am besten. Man kann sie ja später wieder fangen und als Brut in einen Forellenteich setzen. Wie ungern diese Forellchen, wenn sie sich gehörig entwickelt haben, im Kasten verweilen, sieht man daraus, daß sie, wenn die Löcher in dem Bleche, durch welche das Wasser aus dem Kasten abläuft, nicht ganz eng sind, sich zuweilen durch sie hindurchdrängen und das Weite suchen.

In sehr strengen Wintern friert trotz des warmen Quellwassers der Deckel zuweilen an den Kasten an. In diesem Falle läßt man Alles ganz ruhig und wartet, bis die mildere Witterung im Februar das Oeffnen des Deckels gestattet. Sobald als möglich muß man aber, wie wir gezeigt haben, nachsehen, weil die vollständig entwickelten Fischchen, um nicht zu verkümmern, aus dem Kasten genommen und in den Bach gesetzt werden müssen.

Mein schon oben erwähnter Forellenfreund machte einst den Versuch, eine Forelle in einem Bierglase zu entwickeln. Er brachte deswegen zwei Forelleneier in ein solches, stellte es in das Fenster seiner Schlafkammer, in welche der Frost nicht dringen konnte, und füllte das Glas alle Tage mit frischem Wasser. Nach fünfundsechzig Tagen hatte er die Freude, aus dem einen noch übrigen Eie — das andere war schon früher als faul weggeworfen worden — ein junges Forellchen auskriechen zu sehen.

Dieses ist aber das einzige mir bekannte Beispiel, daß sich ein Forellchen auf diese Art aus dem Ei entwickelt hat.

Wie nahe beide deutsche Forellenarten mit einander verwandt sind, zeigt sich auch bei dieser künstlichen Fortpflanzung derselben. Wir haben von beiden Arten Eier und Milch in einem Gefäße untereinander gemischt und die Forellenzucht litt dadurch nicht im Geringsten. Es entstanden Bastarde, deren Kinder aber theils Stein-, theils Lachsforellen wurden und so die echten Arten, wie die Bastarde der Raben- und Nebelkrähen, wieder herstellten.

Diese künstliche Forellenzucht, welche mein Freund Jahre lang mit dem besten Erfolge betrieben hat, ist sehr zu empfehlen; denn sie ist wohlfeil, wenig mühsam, sicher und vortheilhaft.

Sie ist 1) wohlfeil; die Kosten derselben werden blos durch die Anschaffung und Einrichtung der Kasten verursacht und betragen wenig mehr, als der Satz, wenn man ihn kaufen soll, für einen einzigen Teich in einem einzigen Jahre, weil dieser sehr theuer, überhaupt schwer und in manchen Gegenden gar nicht zu haben ist. Ueberdies hat man die Ausgabe für die Kasten nur ein einziges Jahr, denn selbst die hölzernen halten viele Jahre und die steinernen ein Menschenleben lang. Ebenso ist sie

2) wenig mühsam. Das Streichen der Forellen macht nur wenig Arbeit, und befinden sich ihre Eier einmal in dem Kasten, dann hat man nur nachzusehen, daß Alles in gehöriger Ordnung bleibt und das Auskriechen der Jungen zur rechten Zeit bemerkt wird, damit diese nicht zu lange im Kasten bleiben und verkümmern. Diese Aufsicht über die Zucht macht dem Freunde der Natur mehr Freude als Mühe und gewährt ihm eine anziehende Unterhaltung. Diese Forellenzucht ist auch

3) sicher. Wie schon bemerkt wurde, schlägt sie bei richtiger Behandlung nicht fehl. Darauf muß man natürlich besonders aufmerksam sein, daß das Wasser nach der oben angegebenen Anweisung gehörig ein- und ausfließt, die Eier richtig liegen, nicht von einem moorartigen Ueberzuge bedeckt und nicht von einer Wasserspitzmaus aufgefressen werden; denn wenn der Deckel nicht gehörig schließt oder der Kasten so schadhaft ist, daß diese sich hineinarbeiten kann, werden die Eier von ihr in einer einzigen Nacht vernichtet. Endlich ist diese Forellenzucht auch

4) vortheilhaft. Die Forelle ist in unserer Gegend schon theuer — das Pfund wird hier aus erster Hand für 10 Sgr. verkauft — in den benachbarten Städten aber sehr kostbar, und der Satz ist, wie wir gesehen haben, überall schwer und nur für hohen Preis zu haben. Welch’ ein Vortheil ist es da, diese gesunden, sehr schmackhaften und kostbaren Fische selbst ziehen zu können!


Das neueste Land des Goldes.

Es wälzt sich wieder ein glühendes, dämonisches Goldfieber wie eine Epidemie über die Erde hin und wüthet zunächst in Amerika, besonders an den westlichen Gestaden hinunter, hat aber bereits in allen Vereinigten Staaten gewaltig um sich gegriffen. Mit jeder überseeischen Post kommen Nachrichten von der zunehmenden Gluth und Wuth des Fiebers. Es reißt die Menschen blindlings von ihrer Scholle los, aus Familien-, Mutter- und Kinderarmen und treibt sie willenlos hinunter in die neu entdeckten Lande, wo zum ersten Male Alles, was glänzt, Gold sein soll, wo sich Alles unter den Händen, wie bei dem eselsohrigen König Midas, in Gold, in pures Gold verwandelt.

Das neue, dritte, große und reichste Gold-Paradies streckt sich um den 50. nördl. Breitengrad an der Westküste des englischen Amerika im Fraserflusse und um denselben herum bis in die lange, bergige Vancouvers-Insel, die sich von seinen Mündungen nach dem großen, stillen Oceane in nördlicher Richtung zuspitzt, jenseits der fürchterlichen Felsengebirge und Cordilleren, welche das diesseitige englische Amerika von dem jenseitigen westlichen, gesünderen, nach dem stillen Oceane sich abdachenden grimmig abscheiden, als sollte drüben eine neue Welt entstehen, geschützt vor der alten Wirtschaft diesseits. Seltsam neu und mannichfaltig bunt ist diese gährende Mischung genug drüben und sie wallet und siedet und brauset und zischt, als wollte diese Völker- und Racen-Mischung noch eine neue Menschheit gebären. Die Engländer und Amerikaner

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858). Leipzig: Ernst Keil, 1858, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1858)_545.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)