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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

Gemüthliche Kriegsscene in Mailand.

Wendung zu nehmen. Die Soldaten wollten mit ihren Kugeln antworten, und nur mit Noth konnte H. sie davon abbringen, der kalten Blutes die gefährliche Situation überblickte. Da, in dem kritischsten Momente, fliegt eine Thüre auf und eine ganze Schaar plaudernder, lachender, schreiender Mädchen verläßt die Schule. Sie kümmern sich weder um die Verbündeten, noch um die Oesterreicher, und laufen munter an den Kroaten vorüber. In diesem Augenblicke wendet H. sich um, richtet einige Worte an die Soldaten, diese fahren auseinander, fallen über die Kinder her und – jeder nimmt eins von ihnen auf den Arm. Die Kleinen sind erschreckt, doch einige Worte des Arztes und mehr noch die freundlichen Gesichter der Kroaten beruhigen sie. So ziehen die Soldaten weiter, in der Rechten das Gewehr, auf dem linken Arme die Knospe einer reizenden Italienerin der Zukunft tragend. Die Volksmenge, welche Zeuge dieser Scene war, ist im ersten Augenblicke entsetzt. Bald jedoch erräth man die Absicht des Führers der Soldaten, man ist angenehm überrascht, man lacht, man applaudirt, man ruft Evviva! In allen Straßen wird der interessante Zug auf’s Freundlichste aufgenommen und unbehelligt gelangt die kleine Truppe, gefolgt von einer Schaar Neugieriger, vor’s Thor. Hier küßt jeder Kroate sein kleines Schätzchen, und die niedlichen Italienerinnen scheinen dagegen nicht protestiren zu wollen. H. kauft Kirschen und Melonen, beschenkt die Kinder reichlich und mit artigen Knixen empfangen sie das Präsent. H. bittet schließlich die anwesenden Mailänder, die Kinder heimgeleiten zu wollen, und zieht dann mit seinen Schutzbefohlenen weiter.“



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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_432.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2023)