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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

unter dem Namen der Allerheiligenfluth, oder wegen ihrer weiten Ausdehnung, der großen Anzahl der erblaßten Menschen und des unersetzlichen Schadens an Vieh, Häusern und Ländern, mit dem Namen der zweiten Sündfluth von den Schriftstellern und der Nachkommenschaft benannt worden. Von Calais bis Dänemark, von Frankreich bis zur Elbe hinauf, verloren dabei 100,000 Menschen ihr Leben in den Wellen. Sie begann des Abends mit einem Sturme aus Nordwesten und hielt zweimal vierundzwanzig Stunden an. Wir wollen uns nicht auf die Verwüstungen einlassen, die sie in Brabant, Holland, Friesland, Gröningen und zwischen der Weser bis an Ditmarsen und Nordstrand angerichtet hat, sondern bleiben blos bei Ostfriesland stehen, von welchem uns Tilemann Dothias Wiarda in seiner ostfriesischen Geschichte Folgendes berichtet: Die Deiche konnten der Gewalt der Wellen nicht widerstehen, sie brachen an verschiedenen Stellen durch und so stand fast das ganze Land unter Wasser. Emden war wie eine Insel anzusehen. Das Seewasser erstreckte sich beinahe bis mitten in das Land. Es floß an der einen Seite bis nach Bagband, an der andern bis nach Walle hin. Menschen, Vieh, Häuser wurden von der gewaltigen Fluth fortgerissen.

Harlingerland verlor nach einer noch vorhandenen besonderen Liste in dieser Fluth 796 Menschen, 411 Pferde, 961 Füllen, 1336 Schweine, 1438 Schafe, 115 Ochsen, 1841 Kühe, 1361 Stück einjähriges Hornvieh und 270 weggespülte Häuser. Weil Harlingerland so sehr gelitten, verordnete der damals regierende Graf Erich von Richberg, daß an dem Allerheiligen-Tage jährlich ein Buß- und Bettag gehalten werden sollte. Ostfriedland – man hat kein genaues Verzeichnis davon – soll 3000, die Herrschaft Jever 400, Rüstringen 1000 und Butjadingerland 4000 Menschen eingebüßt haben.




Ein musikalisches Schmuckkästchen. So dürfen wir die in Leipzig bei A. Gumprecht seit einem Jahre erscheinende „Illustrirte Ausgabe erlesener musikalischer Meisterwerke“ – Bach, Händel, Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven - nennen, welche den Lesern der Gartenlaube bestens empfohlen sein möge, nachdem auch viele musikalische Zeitungen sich sehr anerkennend darüber ausgesprochen. Nicht sämmtliche Werke oder ganze Opern werden hier gegeben, sondern nur Gleichartiges zu kleinen Gruppen zusammengestellt, deren jede ein selbstständiges Ganze bildet und apart zu kaufen ist; theils für Clavier allein, theils für eine Singstimme mit Begleitung. Das „classische Pianoforte-Album“ enthält 14 gefällige, leicht spielbare Klavierstücke, die als Vorbereitung für schwierigere Werke und zur Bildung des Geschmackes dienen sollen, das „classische Sopran-Album“ 31; das „classische Alt-Album“ 24 Gesangstücke, und zwar diejenigen, welche den Geist jener sechs Meister am reinsten und schönsten darstellen, deshalb der Mehrzahl nach die Grundlage sowohl des Repertoires unserer Concertkoryphäen, wie auch eines soliden Gesangunterrichtes in seinen verschiedenen Stufen bilden. Die Texte sind meist neu übersetzt mit Rücksicht auf correcte Athemverteilung. Jedem Gesangalbum sind eingehende Bemerkungen über den Vortrag der einzelnen Arien, ferner jedem Album Biographien und allgemeine Charakteristiken der Meister, endlich ein Tableau mit den sechs Portraits in Stahlstich beigeben.[1] Die Ausstattung ist im eigentlichen Sinne salonfähig und doch dabei der Preis ungemein billig. Möchten die Albums beitragen, die Kreise immermehr zu erweitern, die Freude haben an den Edelsten und Schönsten im Reiche der Töne.




Karlsruhe hat das Schillerfest auf eine sehr würdige Weise gefeiert. Allen Landsmannschaften und Bannern voran, von Wappenherolden geleitet, wurde eine mächtige Fahne getragen mit den ehrwürdigen Farben der deutschen Nation: Schwarz-Roth-Gold. Wo sie auch erschien, wurde sie mit hochaufjauchzendem Jubel begrüßt. Noch eine zweite Fahne befand sich im Zuge, bei deren Anblick sich unwillkürlich die Fäuste ballten – das Banner Schleswig-Holsteins in dichten Trauerflor gehüllt. Das sprach beredter als Worte. – in Süddeutschland waren überhaupt schwarz-roth-goldene Fahnen und Ausschmückungen sehr an der Tagesordnung.

Leipzig hat bekanntlich auch sein Contingent zu der kleinen Armee von Kanzelrednern geliefert, die gegen das Schillerfest als eine „strafbare Abgötterei eines Menschen“ von heiliger Stätte herabdonnerten. Daß nicht alle Verkündiger des Wortes Gottes mit diesen Herren übereinstimen, mag eine Mittheilung aus Nürnberg beweisen, die wir hier wörtlich folgen lassen:

Der schon durch sein Alter ehrwürdige pegnesische Blumenorden – er wurde im Jahre 1644 zu Nürnberg von Philipp Harsdörfer und Joh. Klaj unter dem Namen: „Der löbliche Hirten- und Blumenorden von der Pegnitz“ zur Beförderung der Reinheit der deutschen Sprache und der edeln Reimkunst gestiftet – hat gestern in den festlich geschmückten Räumen des Saals im rothen Roß eine den Zwecken des Ordens entsprechende Schillerfeier dadurch begangen, daß von einzelnen seiner Mitglieder tiefeingehende Vorträge gehalten wurden. Die Redner gehörten sämmtlich der protest. Geistlichkeit unserer Stadt an. Hr. Stadtpfarrer Dietelmair brachte eine Würdigung Schiller’s im Allgemeinden; Hr. Stadtpfarrer Dr. Lösch betrachtet ihn als dramatischen Dichter und verbreitete sich in eingehender Weise über dessen Werth; Dr. Stadtpfarrer Heller wandte sich zu „Trost und Mahnung” in einem Gedicht an das deutsche Volk und wies hin auf die Nothwendigkeit der Einigung und der Einigkeit; Hr. Stadtpfarrer Kunel beantwortete die Frage; Warum ist Schiller der Dichter der Nation? und die Quintessenz seiner Rede läßt sich in den Worten zusammenfassen: Weil aus allen Werken Schillers seine glühende Liebe zur Freiheit, gestützt auf Gerechtigkeit und Recht, hervorleuchtet. Den Beweis lieferte der Redner durch Citate aus des großen Dichters Werken selbst.




Für unsere Leser. Unsern zahlreichen Freunden glauben wir eine nicht unangenehme Mittheilung mit der Nachricht zu machen, daß es der Redaction der Gartenlaube gelungen ist, eine Anzahl tüchtiger Künstler für einen neuen artistischen Schmuck der Gartenlaube zu gewinnen, von dem wir schon nächstens einige Proben veröffentlichen werden. Neben den naturwissenschaftlichen, technischen und geografischen Abbildungen und Zeitbildern beabsichtigt die Redaction eine Reihe künstlerisch angeführter Illustrationen:

Die
wichtigsten Momente deutscher Größe und deutschen Strebens
und
Scenen aus dem Leben deutscher Dichter

zu geben, die sich durch historische Treue und Originalität der Auffassung ausgezeichnet werden. Daß sich der Text in würdiger Weise den Illustrationen anschließen wird, d. h. daß er nicht nur in einer trockenen Beschreibung des Abgebildeten, sondern in einer lebendigen plastischen und, was die ebenbezeichneten Geschichtsmonente der Deutschen anlangt, in einer kernigen, freisinnigen Darstellung bestehen wird, brauchen wir wohl nicht zu erwähnen. Auch dafür sind die tüchtigen Kräfte gewonnen.




Ein Buch für Arm und Reich.

In unterzeichneter Verlagshandlung erscheint und ist durch alle Buchhandlungen zu haben:
Das Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Von Dr. Karl Ernst Bock, Professor der pathologischen Anatomie in Leipzig.
Mit 25 feinen Abbildungen.
Dritte vermehrte Auflage in Heften.

An das Publicum.

Jeder Mensch hat von Natur die Macht und deshalb auch die Verpflichtung, sich, und soweit es in seinen Kräften steht, auch seine Mitmenschen, gesund und bei langem Leben zu erhalten. Denn Krankwerden, frühzeitiges Altern und vorzeitiges Sterben sind ebensowenig wie Gesundbleiben und ein langes Leben weder Zufälligkeiten noch Vorausbestimmung, sondern die nothwendigen Folgen unseres Verhaltens; sie hängen von ganz bestimmten Ursachen ab und gehen nach feststehenden Naturgesetzen vor sich. Es ist deshalb die Aufgabe jedes wirklich Gebildeten, überhaupt Jedes, der den Namen „Mensch" verdienen will, sich mit jenen Bedingungen und Gesetzen nicht nur vertraut zu machen, sondern denselben auch nach Kräften nachzukommen, um Krankheit und frühen Tod zu verhüten.

Das vorliegende Werkchen soll den Leser mit den Bedingungen zur Gesundheit und zum langen Leben, soweit es zur Zeit die Wissenschaft vermag, bekannt machen. Es lehrt deshalb, gestützt auf den Bau und die Verrichtungen unseres Körpers und seiner einzelnen Organe, ebenso die Pflege des gesunden, wie des kranken Körpers. Müttern und Lehrern ist es aber vorzugsweise deshalb gewidmet, weil diese die Macht haben, durch richtige Erziehung der Kinder ein in körperlicher, wie geistiger und moralischer Hinsicht gesünderes und besseres Menschengeschlecht, als das jetzige ist, zu erziehen.

Bock.


Zur Empfehlung dieses Werkes bedarf es keiner buchhändlerischen Anpreisungen. Es hat in zwei Auflagen für sich selbst' gesprochen und wird das in der dritten um so mehr können, als sein Werth durch die umfänglichen, dem Standpunkte der heutigen Wissenschaft entsprechenden Verbesserungen und Vermehrungen noch erhöht wird.

Die dritte Auflage des „Buches vom gesunden und kranken Menschen“ ist in einer neuen übersichtlicheren Form bearbeitet, nach welcher das Werk in drei Abtheilungen:

      1) vom Baue und den Thätigkeiten des menschlichen Körpers und seiner Organe;

      2) Pflege des gesunden Körpers, Schutz gegen Krankheiten;

      3) Pflege des kranken Körpers, Behandlung der Krankheiten;

zerfällt. Complet in 7 Lieferungen. Preis für jede Lieferung 71/2 Ngr. Für das vollständige Werk brosch.: 1 Thlr. 221/2 Ngr., gebunden 2 Thlr.

Leipzig, October 1859.

Die Verlagshandlung Ernst Keil.

  1. Auch das Alt-Album soll noch vor Weihnachten vollständig erscheinen; die andern beiden Albums sind bereits complet.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 708. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_708.jpg&oldid=- (Version vom 28.11.2023)