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verschiedene: Die Gartenlaube (1860)

Wild-, Wald- und Waidmannsbilder.
Von Guido Hammer.
Nr. 12. Am Waldsee.
Wasserjagden.

Auch der Hochsommer hat seine Jagdfreuden, und unter diesen sind die Entenjagden so recht eigentlich für diese Jahreszeit geschaffen; denn wohlthätig erleichtert die kühle Fluth dem Jäger und dem Hunde die Anstrengung, die, bei aller Lust, an einem sengenden Juli- oder Augusttage denn doch nicht ausbleibt. Folgt mit hinaus!

In der Schießhütte.

Einer warmen Nacht folgt ein heißer Julitag. Klar und wolkenlos anbrechend, verspricht er von vornherein ein ungetrübter Sonnentag bleiben zu wollen. Und in der That, kein Wölkchen von irgend verdächtiger grauer Farbe beschleicht den blauen Himmelsbogen; denn höchstens steigt dann und wann ein duftig weißes, vergängliches Gebilde im blauen Aether, wie ein luftiges Elflein auf und vergeht und zerrinnt vor dem nachblickenden Auge, noch ehe man es recht wahrgenommen. Kein Luftzug kühlt die heiße Atmosphäre, die über Wasser und Schilf in flimmernder Bewegung ist, gleichsam als spiegele der See sich über sich im golddurchwobenen Aether. Bald sind von einem Theil der anwesenden Schützen die bereitstehenden Kähne gefüllt, während die übrigen die mühsamere, aber auch beutelohnendere Art des Watens im Schilfe zwischen den Treibern vorziehen. Deshalb haben sie auch ihren Anzug darauf eingerichtet, der in einfacher Blouse nebst dünner Hose und einem Paar nicht etwa wasserdichter, sondern im Gegentheil wasserdurchlassender, alter Stiefeln besteht. Das Schießzeug ist um den Hals gehängt, damit, wenn das Wasser einmal bis unter die Arme geht, nichts davon „ersäuft“.

Raschelnd gleiten jetzt die Kähne durch das Schilf und Gras, um auf die Blänke zu kommen, wogegen die andern Schützen mit den Treibleuten an den Rändern des Sees, der hier nicht allzubreit ist, vordringen. Dabei rufen sie einander zu, um beim Feuern vorsichtig zu sein, was bei der Entenjagd nothwendiger, als auf jeder andern Jagd ist, da die Schrote auf dem Wasser mit wunderbarer Wirkung abprallen. Jetzt beginnt nun auf dem reichbevölkerten See die Lust. Die Schützen im Schilfe bekommen genugsam

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verschiedene: Die Gartenlaube (1860). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1860, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1860)_437.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)